Innsbruck - Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller, Nestlé, hat seinen Preis für Wirtschaftswissenschaften vergeben. Was bei den Preisträgern für Freude sorgte - das Preisgeld betrug für die ersten drei Plätze je 2000 Euro -, rief bei globalisierungskritischen Studenten der Partneruniversität Innsbruck lautstarken Protest hervor.

Nestlé gab den Teilnehmern vor, die geplante Veränderung des Konzerns vom Lebensmittelhersteller zur "Nutrition-, Health- und Wellness-Company" wissenschaftlich in Ansätzen zu durchleuchten. Die jungen Kritiker hingegen vertreten die Ansicht: "Nestlé hat auf einer Uni nichts verloren", wie einer der Sprecher der durch einen Ordnerdienst von der Preisverleihung abgeschirmten Demonstranten zum STANDARD sagte.

Nestlé-Finanzvorstand Wolfgang Reichenberger sagte dann auch in seiner Rede an die Preisträger: "Das zeigt uns, dass wir noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten haben." Nestlé ist seit Jahrzehnten im Visier von Globalisierungskritikern, unter anderem wegen des Verkaufs von Muttermilch-Ersatzprodukten in Entwicklungsländern. Reichenberger dazu: "Wir waren bei der Ausarbeitung eines diesbezüglichen Kodex mit der Weltgesundheitsorganisation bereits Anfang der 80er-Jahre federführend."

Nestlé schrieb den Wissenschaftspreis heuer zum neunten Mal aus, erstmals wurden keine "fertigen" Diplomarbeiten prämiert, sondern Essays zu einem Thema gefordert.

Gewonnen hat schließlich ein Essay, der Nestlé unter anderem vorgeschlagen hat, eine Wellness-Community ins Leben zu rufen oder mit dem Handel eigene Wellness-Regale zu schaffen (Autoren: Barbara Cristofoletti, Marianne Ecker, Christian Ettenauer und Christian Layr). Werner Baudrexel, Nestlé-Österreich-General: "Genau daran denken wir auch", mit dem Handel werde bereits verhandelt. Der Praxisbezug gab schließlich den Ausschlag, so CFO Reichenberger. Auf dem zweiten Platz landete ein Essay zur soziologischen Betrachtung der Wellness-Zukunft (Marie-Theres Roithner). (szem/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 11. 2004)