Innsbruck - Die durchschnittliche Innsbruckerin im Alter zwischen 60 und 70 legt Wert auf ihr Aussehen und mag ihren Körper, obwohl viele mit ihrer Figur oder ihrem Gewicht nicht zufrieden sind. Sie isst dreimal täglich, mindestens einmal warm. Sieben von zehn sind verheiratet oder leben mit einem Partner, knapp die Hälfte hat Freude an Sexualität. Im Durchschnitt haben sie 2,3 Kinder.

Eintausend 60- bis 70-jährige Innsbrucker Frauen hat die Psychiaterin Barbara Mangweth mit einem Team der Klinischen Abteilung für Psychosomatik an der Uniklinik nach deren Körperbild und Essverhalten befragt. Von 475 dieser "jungen Alten", wie die Gruppe in der neuen Altersforschung bezeichnet wird - hat sie Antworten erhalten.

Essstörungen

Gesucht hat Barbara Mangweth auch nach Essstörungen. Sie fand insgesamt acht Frauen, bei denen sie aufgrund der Fragebögen solche diagnostizieren würde: Eine Frau litt an Magersucht, zwei waren Bulimikerinnen, fünf hatten Essanfälle (Binge-Eating). Ein Drittel der Befragten leidet unter Bluthochdruck, 16 Prozent an meist leichteren Depressionen.

Ein Großteil der Frauen, von denen die Hälfte die Pflichtschule abgeschlossen und acht Prozent Matura oder einen akademischen Titel haben, berichtet dennoch von positiver Lebensqualität. 83 Prozent sind körperlich aktiv und haben Sozialkontakte. Jede Zehnte raucht mehr als zehn Zigaretten am Tag. Vier von zehn, so Mangweth, "trinken täglich oder immer wieder ,a Glasl Wein'", ebenso viele haben auch das "Verlangen nach Süßem" angekreuzt.

56 Prozent der Frauen halten sich beim Essen zurück, "um nicht zuzunehmen oder ihr Gewicht zu halten". 44 Prozent bezeichnet Mangweth als übergewichtig, für ebenso viele Frauen hängt ihr Selbstwertgefühl vom Körpergewicht ab. 64 Prozent betonen, dass ihnen ihr Aussehen wichtig ist, acht von zehn kontrollieren ihr Gewicht durch Bewegung oder fettarme Produkte.

Mangweth folgert: Frauen zwischen 60 und 70 "zeigen Verhaltensweisen und Einstellungen bezüglich Essen und Körper, die jenen von jungen Frauen gleichen". (bs, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 30.11.2004)