Graz - Das Barock der Kirche erscheint ausgeräumt: Optisch karg zeigt sich "Tosca", aber stimmig und als Fest für die Ohren. Zudem animierte Wolfgang Bozic das Orchester zu subtiler Begleitung und effektvollen Klangausbrüchen. Tadellose Besetzung: Evan Bowers als engagierter Cavaradossi und Boris Trajanov als kalt-eleganter Scarpia. Marquita Lister (als Tosca) war spielaktiv, im Furor ihres Singens gelegentlich aber unsauber.Eine Wohltat war die in Details innovative Spielführung Dietmar Pflegerls: Zuletzt läuft Tosca, um den Schergen zu entkommen, eine Treppe zur Plattform hinauf. Man sieht durch ein Fenster einen Körper und einen Umhang fallen. (So bleibt der Sängerin ein realer Sprung erspart.) Im Bühnengeviert des Schlusses ist daher nicht der von der Arie "E lucevan le stelle" angedachte Sternenhimmel zu sehen. Die Bühnenbilder und Kostüme (Bernd-Dieter Müller, Annette Zepperitz) wurden in Klagenfurt gefertigt. Es war eine Koproduktion. Solche Zusammenarbeit ermöglicht es dem Intendanten Jörg Koßdorff, in sechs Wochen mehr Premieren (vier) herauszubringen als in den Jahrzehnten zuvor! (blum/DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2004)