Wien - Es ist wie mit der Mode, meinte Thomas Angyan, Generalsekretär der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, auf einer Pressekonferenz im Musikverein: Im Winter wird die Kollektion für das Frühjahr vorgestellt. Die neue Kollektion des Musikvereins fällt mit 63 Veranstaltungen und 60.000 aufgelegten Karten beim Frühlingsfestival 2005 umfangreicher aus als gewöhnlich. Vom 29. März bis 6. Mai feiert man u.a. Oleg Maisenbergs 60. Geburtstag und Daniel Barenboims noch nicht beschlossene, aber vorgeschlagene Ehrenmitgliedschaft.

Schwerpunkte

Den Geburtstag des Pianisten Maisenberg begeht der Musikverein mit einer aufwändigen Konzertreihe: begleitet vom Tschaikowskij Symphonieorchester Moskau unter Vladimir Fedosejev wird er ab dem 29. März an fünf Abenden die Klavierkonzerte Sergej Rachmaninows spielen. Zusätzlich wird der Star vier Recitals spielen, eines davon an seinem Geburtstag, dem 29. April.

Ein weiterer Schwerpunkt im Programm ist dem Dirigenten Daniel Barenboim gewidmet, der "aller Voraussicht nach" im Frühjahr zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde ernannt werden wird. Mit dem Chicago Symphony Orchestra wird er am 30. März mit Mahlers 9. Symphonie in Wien Station machen und am 23. und 24. April mit den Wiener Philharmonikern Boulez und Beethoven spielen. Auch als Klavierbegleiter wird Barenboim beim Frühlingsfestival auftreten, wenn er mit Thomas Quasthoff am 22. April Schuberts "Winterreise" im Großen Saal geben wird.

Junge Ensembles

Bereits zum dritten Mal findet die Reihe "Nun klingen sie wieder" mit historischen Instrumenten statt. Eine weitere programmatische Säule sind die Konzerte mit jungen Ensembles, etwa dem European Music Academies Orchestra unter Sir Colin Davis (19. April 2005), in dem Studierende der Musikuniversitäten aus Wien, Helsinki und Edinburgh spielen.

Mit vier Konzerten und drei verschiedenen Programmen sind die Wiener Philharmoniker am Frühlingsfestival beteiligt. Ein Höhepunkt dürfte Mendelssohns "Elias" unter Franz Welser-Möst sein, bei dem Genia Kühmeier, Angelika Kirchschlager, John Mark Ainsley und Thomas Quasthoff das Solistenensemble bilden.

Neue Säle bespielt

Erstmals werden beim Frühlingsfestival 2005 nicht nur die "historischen" Säle, sondern auch die neuen Säle des Musikvereins bespielt, in denen das "etwas andere Programm", so Angyan, seinen Platz findet. Der Verkauf der Säle steigere sich, die Bespielung gänzlich ohne zusätzliche Mittel seitens der öffentlichen Hand ist aber dennoch das Sorgenkind Angyans.

"Wir müssen die 500.000 Euro in den historischen Sälen erwirtschaften und in die neuen Säle stecken. Für nächstes Jahr stehen die Zeichen auf Sturm. Wenn keine Subvention möglich ist, müssen wir Programm streichen und die Säle lediglich als Probenräume nutzen." Unter den gedeckelten Subventionen leide der Musikverein nicht so stark wie etwa die Bundestheater, da nicht so hohe Personalkosten entstünden. Allerdings führe die Deckelung zur Tendenz von Residenzorchestern anstelle der kostenintensiven "Durchzugsorchester", wie Angyan erklärte. (APA)