Moskau - Der staatlich kontrollierte russische Gaskonzern Gazprom will sich am 19. Dezember um Yuganskneftegas bewerben. Das kündigte der Generaldirektor der Gazprom-Tochter Gazpromneft, Sergej Bogdantschikow, am Dienstag in Moskau an. Zur Teilnahme an der Auktion habe die Deutsche Bank geraten. Der Erwerb von Yuganskneftegas, dem Kerngeschäft des von der Zerschlagung bedrohten russischen Ölkonzerns Yukos, wäre eine gute Möglichkeit für die Aufstockung von Ölaktiva des Gaskonzerns, sagte Bogdantschikow.

Ministerium lehnt ab

Das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Handel lehnt dagegen die mögliche Ersteigerung durch die Gazprom-Tochter ab. Dies wie auch andere Zukäufe durch Gazpromneft stünden im Widerspruch zu einem mittelfristigen Regierungsprogramm, sagte ein Sprecher. Das bis 2008 konzipierte Programm sei ein offizielles Dokument, das unter anderem den "Ausstieg des Staates aus konkurrenzfähigen Sektoren der Wirtschaft" vorsehe. Dazu gehöre auch die Ölindustrie. "Gazpromneft verstößt gegen diese Bestimmung des Programms", sagte er.

Julia Sworykina von dem zum Ministerium gehörenden Institut für makroökonomische Forschung ist dagegen der Ansicht, dass die Vergrößerung von Gazprom "den Markt berechenbarer machen wird". "Die Folgen des geplanten Geschäfts lassen sich im Moment jedoch nicht eindeutig vorhersagen." Aber ein Hypermonopol im Öl- und Gassektor werde eindeutig die ökonomische Sicherheit des Landes festigen, sagte sie der Agentur Itar-Tass.

Deutsche Bank empfiehtl Zukauf

Die Deutsche Bank berät Gazprom bei der Entwicklung seiner Tochter Gazpromneft, die nach der Übernahme des staatlichen Ölkonzerns Rosneft gegründet wurde. Der weltweit größte Gasproduzent will sich auch als großes Ölunternehmen positionieren. Die Deutsche Bank habe Gasprom empfohlen, sich bei Yuganskneftegas wie auch den sibirischen Konzernen Sibneft und Surgutneftegas einzukaufen.

Nach russischen Medienberichten stelle die Bank bereits eine Finanzierung dafür zusammen. Die russische Regierung will mit der Zwangsversteigerung der Yukos-Fördertochter einen Teil der Steuerschulden des Mutterkonzerns in Höhe von knapp 15 Mrd. Euro decken. Der Einstiegspreis für drei Viertel der Yuganskneftegas-Aktien liegt bei 6,6 Mrd. Euro.

Erster Schritt zur Yukos-Liquidierung

Der Verkauf des Yukos-Kerngeschäfts Juganskneftegas werde ein erster Schritt zur Liquidation des Unternehmens sein, sagte Yukos-Vorstandschef Steven Theede der "Wall Street Journal" (Dienstagausgabe). "Westliche Ölkonzerne werden kaum an der Auktion teilnehmen, weil sie langjährige Gerichtsverfahren befürchten." Theede kündigte an, er wolle in der nächsten Woche nach Russland zurückkehren, um Yukos weiter zu leiten, "solange dies möglich ist". (APA/dpa)