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STANDARD: Sie haben ab 1988 für den Papierkonzern Neusiedler gearbeitet, der jetzt in Mondi Business Paper umbenannt wurde. Neusiedler gehörte zur Frantschach AG, die sukzessive ins Eigentum der südafrikanischen Anglo-American Group kam. Wie sind Ihre Erfahrungen mit ausländischen Aktionären?

Hassler: Gut. Neusiedler war 1989 die erste Mondi-Beteiligung in Europa. Ohne diesen Eigentümer wäre unser Wachstum in dieser kapitalintensiven Branche unmöglich gewesen. Es ist ganz einfach: Unser Eigentümer stellt hohe Anforderungen; wenn wir die erfüllen, bekommen wir seine Unterstützung.

STANDARD: Und umbenannt hat er Sie auch. Tut es Ihnen um die Marke "Neusiedler" nicht leid?

Hassler: Wir hätten den Namen behalten können, aber Sentimentalitäten sind da fehl am Platz. Wir wollen mit der Umbenennung auch demonstrieren, dass wir Teil eines stark global agierenden Netzwerks sind. Das stärkt uns.

STANDARD: Was konkret hat der österreichische Teil der Gruppe davon? Dass die Mondi-Zentrale in Wien ist?

Hassler: Sowohl Mondi Business Paper als auch Mondi Packaging (Ex-Frantschach, Anm.) waren immer österreichische Initiativen mit Zentrale in Österreich. Das Neue für uns ist, dass wir jetzt auch die Verantwortung für die südafrikanischen Werke anvertraut bekommen haben. Auch dieser Teil von Mondi untersteht mir. Wir sind stolz, dass uns das in Österreich gelingt.

STANDARD: Die Papierbranche hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Wie läuft das heurige?

Hassler: Unter den jetzigen Rahmenbedingungen sind wir zufrieden. 2005 wird aber wieder schwieriger, weil es bei Büropapieren noch immer zu viele Überkapazitäten gibt. Es herrscht ein enormer Preiskampf, Importdruck aus Asien und Südamerika, und der Wettbewerb drückt auf die Margen. Business Paper ist aber gut aufgestellt, weil wir im Unterschied zu unserer Konkurrenz seit langem im Osten präsent sind - das trägt jetzt Früchte. Russland und die Slowakei etwa sind die wettbewerbsfähigsten Standorte in ganz Europa.

STANDARD: Wie hoch ist der Gewinn von Mondi?

Hassler: Wir sind profitabel. Eines unserer großen Ziele ist es, von der Rohstoffversorgung unabhängig zu sein. Dem kommen wir immer näher.

STANDARD: Mondi besitzt sehr viel Wald, aber können Sie jemals wirklich autark sein?

Hassler: Theoretisch schon. Heute sind wir zu 65 Prozent autark, das werden wir graduell erhöhen. Beim Holz sind wir, mit Ausnahme der Slowakei, heute schon total unabhängig. Wir besitzen allein in Russland 3,8 Mio. Hektar Wald, Forstwirtschaftsbetriebe mit eigener Holzschlägerung. Dort wollen wir unsere Eigenproduktion noch erhöhen, ebenso in Südafrika, wo wir unsere eigenen Eukalyptusplantagen haben.

STANDARD: Werden Sie auch regional expandieren und weiter Fabriken zukaufen?

Hassler: Wir haben vor kurzem ein Büro in Schanghai eröffnet und wollen in China unseren Handelsabsatz steigern - das Gleiche planen wir für Nordamerika. Wir haben auch noch einige Ideen für internationale Akquisitionen, aber das Wichtigste ist uns Innovation. Da haben wir auf der Seite des Rohstoffeinsatzes noch einiges vor.

STANDARD: Mondi setzt 1,8 Mrd. Euro um. Ihr Ziel für 2005?

Hassler: Wir haben uns davon verabschiedet, Umsatzziele zu setzen. Gemäß unserem Programm "Pushing the Limits" orientieren wir uns qualitativ: 2006 wollen wir weltweiter Benchmarkführer sein. Natürlich hat jede Fabrik und jede Abteilung Kennzahlen, die sie erreichen muss, und jeder Mitarbeiter weiß, was sein Beitrag dazu ist. Unser Ziel ist sehr ehrgeizig, aber Durchschnitt und Stillstand sind bei uns nicht gewünscht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.12.2004)