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Foto: AP / Srdjan Ilic
Auf Boris Tadic sei am Dienstag gegen neun Uhr abends ein Attentat verübt worden, verkündete das Kabinett des serbischen Präsidenten. Ein schwarzer Audi habe die Autokolonne, in der sich Tadic befand, verfolgt, und im Belgrader Residenzviertel Dedinje versucht, den Wagen des Präsidenten "mehrmals zu rammen". Dank der schnellen Reaktion der Leibwache von Tadic sei der Präsident unverletzt geblieben, hieß es. Die Attentäter seien dann davongerast.

"Ich habe immer noch keinen Bericht des Innenministeriums erhalten", erklärte Tadic am Mittwoch fünfzehn Stunden nach dem Attentatsversuch. Die Lage sei "ernst", denn es handle sich um einen Angriff auf staatliche Institutionen, man sollte sie jedoch nicht zusätzlich "dramatisieren". Tadic hat mehrmals die Zusammenarbeit mit dem Innenministerium kritisiert. Seine Leibwächter gehören zur militärischen Sondereinheit Kobra, und nicht wie üblich zur Polizei.

Vergangene Woche erhielt die serbisch-montenegrinische Botschaft in Wien einen Brief von einer "Serbischen patriotischen Organisation", in dem Tadic und Außenminister Vuk Draskovic mit dem Tod bedroht werden, weil sie sich für die Auslieferung von Kriegsverbrechern an das UNO-Tribunal in Den Haag einsetzen und dadurch die "serbischen nationalen Interessen" verraten.

Mehrere Drohbriefe mit ähnlichem Inhalt erhielt auch Svetozar Marovic, Präsident der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro. Die drei Politiker forderten von der serbischen Regierung, endlich mutmaßliche Kriegsverbrecher zu verhaften, und kritisierten Premier Vojislav Kostunica, Serbien in die internationale Isolation zu treiben.

Die Drohungen gegen Tadic erinnern an die Kampagne gegen Expremier Zoran Djindnjic unmittelbar vor seiner Ermordung, heißt es in der Demokratischen Partei. In das Attentat waren damals Teile der Polizei und des Geheimdienstes verwickelt. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2004)