Wien - Zu Beginn des zweiten Halbjahres 2004 verzeichnete der Einzelhandel in Österreich nach Angaben von Statistik Austria einen lebhaften Geschäftsgang. Daraus leiten sich günstige Perspektiven für das Weihnachtsgeschäft ab, das für einige Branchen immer noch von herausragender Bedeutung ist. Wenn der Trend nicht durch die starke Energieverteuerung gedämpft wird, sind leichte reale Zuwächse möglich, hält das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), heute, Mittwoch, in einer Presseaussendung fest.

Die Konjunktur in der EU bessere sich zusehends. Getragen werde diese Entwicklung von der Exportnachfrage, während die Inlandsnachfrage - auch die der privaten Haushalte - verhalten sei. Während die verfügbaren Einkommen nur mäßig steigen, sei die Sparneigung anhaltend hoch. Die stabilisierende Wirkung des Konsums in einer Rezession sei im Euro-Raum geringer geworden. In Österreich erhöhte sich der private Konsum im ersten Halbjahr nach vorläufigen Berechnungen des Wifo mäßig. Das Wachstum dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte beschleunigen, sodass im Weihnachtsgeschäft Zuwächse möglich sind, heißt es.

Im Euro-Raum habe der Konsum die Wirtschaftsentwicklung in der Rezession 2001/2003 weniger als im Abschwung 1992/93 gestützt, so das Ergebnis einer ökonometrischen Analyse des Wifo.

Niveau der privaten Konsumausgaben nach oben korrigiert

Bisher habe die von der Statistik Austria berechnete Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) für Österreich eine höhere Konsumneigung als im Euro-Raum und insbesondere als in Deutschland gezeigt. "Nach einer Revision des Datensatzes erweist sich diese konjunkturstabilisierende Funktion des privaten Konsums jedoch als geringer als bisher angenommen: Durch die Revision wurde das Niveau der privaten Konsumausgaben etwas nach oben korrigiert, aber weniger stark als das Bruttoinlandsprodukt insgesamt."

Langsameres Wachstum des privaten Konsums

Die Veränderungsraten der Konsumnachfrage wurden sowohl in nomineller als auch realer Rechnung in der Regel nach unten korrigiert, teilt das Wifo mit. Im Durchschnitt der Periode 1996 bis 2003 ergebe sich damit ein um rund 0,5 Prozentpunkte pro Jahr langsameres Wachstum des privaten Konsums. Der Anteil des Konsums der privaten Haushalte am BIP wurde durch die Revision geringer, sodass seine konjunkturstabilisierende Wirkung schwächer ist als nach den bisherigen Ergebnissen der VGR.

Im ersten Halbjahr 2004 nahmen die Ausgaben der privaten Haushalte nach vorläufigen Berechnungen des Wifo mäßig zu, nämlich um 1,4 Prozent. Der reale Zuwachs entsprach etwa dem Durchschnitt des Euro-Raumes. In Deutschland sei ein weiterer Rückgang zu verzeichnen.

Reale Konsumnachfrage gewinnt an Schwung

Im Verlauf des Jahres gewann die reale Konsumnachfrage in Österreich an Schwung. Im ersten Quartal stieg sie um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im zweiten Quartal um 2,0 Prozent. Insbesondere die vom Einkommen abhängige (einkommenselastische) Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern lebte auf: im ersten Quartal um 3,3 Prozent, im zweiten Quartal schon um 7,9 Prozent.

Die Sparneigung dürfte in Österreich derzeit hoch sein, so das Wifo weiter. dafür spreche der kräftige Anstieg der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte. Dabei sei eine Umschichtung zu Wertpapieren und Finanzprodukten der Versicherungen und Pensionskassen zu beobachten, die mit der Diskussion über weitere Reformschritte für das Pensionssystem und die Förderung der privaten Vorsorge zusammenhänge.(APA)