Der deutsche Leitindex hat im Anschluss an die letzte Analyse einen weiteren Anlauf auf den zentralen Widerstand bei 4175 Punkten unternommen. Dabei konnte der DAX sogar die leicht abwärts geneigte Seitwärtsbewegung bei 4080 Punkten nach oben verlassen und in der Folge bis zum Hauptwiderstand vordringen. Obwohl die entsprechende Hürde intraday schon einige Male übersprungen wurde, schaffte der Index dennoch keinen einzigen klaren Schluss über der betreffenden Marke. Jetzt, da erstmals realistische Chancen auf einen Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung bestehen, scheinen die deutschen Anleger die Nerven wegzuschmeissen. Geht den Bullen nun im entscheidenden Moment wirklich die Luft aus? Welche Strategie erscheint angesichts der aktuellen Schwierigkeiten am erfolgversprechendsten?

DAX in Transzendenzzustand

Wie auch immer man den Chart dreht, der DAX befindet sich gerade im Übergangsstadium zwischen der einjährigen Seitwärtsphase und der Fortsetzung des vorangegangenen Aufwärtstrends. Aus diesem Grund wollen wir diesmal ein wenig aus dem in den letzten Analysen abgebildeten Chart herauszoomen und uns die übergeordnete Entwicklung näher ansehen: Wir finden auf diese Weise eine neue, langfristige Aufwärtstrendlinie, welche Ende Oktober bereits zum ersten Mal bestätigt wurde. An dieser Linie sollte der DAX künftig einen Rückhalt finden, wenn die positiven Aussichten auch weiterhin intakt bleiben sollen. Die Frage, warum der Widerstand bei 4175 zwar angekratzt aber schlussendlich doch noch nicht überwunden wurde, ist schnell geklärt: Im Chart lässt sich eine Parallele zur Aufwärtstrendlinie einzeichnen, welche im vergangenen Jahr als Unterstützung wirkte und nun einen Widerstand darstellt. Genau an dieser Linie kam es vor kurzem bei 4220 Punkten erneut zu einer Umkehr. Das heisst, einen schnellen Ausbruch werden wir beim DAX mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erleben. Im Gegenteil, wir müssen uns auf einen längeren Kampf einstellen, den aus heutiger Sicht im Endeffekt eher die Bullen gewinnen könnten.

Bullishes Kursziel und wichtige Unterstützungen

Egal, wie man den Chart betrachtet, man kann sich entweder aus der invertierten Kopf-Schulter Formation oder alternativ auch aus der gebrochenen Seitwärtsbewegung ein Kursziel von cirka 4500 bis 4550 Punkten ausrechnen, vorausgesetzt der Widerstand bei 4175 ist einmal klar überwunden. Auf der anderen Seite befinden sich unterhalb des aktuellen Kurses jede Menge Unterstützungen. So zum Beispiel bei 4050, wo die ehemalige Begrenzungslinie der Seitwärtsbewegung liegt, oder auch die neue Aufwärtstrendlinie bei 3900 und schliesslich die wichtige Unterstützung bei 3840 Punkten. Fällt der DAX unter diese Marke, wären die positiven Aussichten endgültig dahin.

Markttechnik kurzfristig unerfreulich

Die Markttechnik gibt weitere Aufschlüsse darüber, was wir beim DAX zu erwarten haben. So hat etwa der MACD vor kurzem eingedreht und ein Verkaufssignal generiert. Auch die Stochastik hat zuletzt ein deutliches Verkaufssignal erzeugt, der Indikator steht seitdem auf short und hat den überverkauften Bereich noch nicht erreicht. Wir müssen uns daher beim DAX kurzfristig eher auf Kursrückgänge einstellen.

Strategie

Keine Frage, beim DAX tut sich wieder etwas. Wer am deutschen Markt schon investiert ist, muss sich aber möglicherweise noch etwas gedulden. Vorsichtige Neueinsteiger haben es besser, sie warten jetzt einmal eine Korrektur in den Bereich der Aufwärtstrendlinie ab und schlagen dann spekulativ zu. Mutigere fassen dafür schon die etwas höhere Begrenzungslinie der Seitwärtsbewegung ins Auge. Ein Stop kann im Bereich unterhalb der neuen Aufwärtstrendlinie oder tiefstens knapp an der Unterstützung bei 3840 Punkten eingezogen werden. So gibt man dem Index eine faire Chance und geht dabei selbst gleichzeitig ein überschaubares Risiko ein. (Wolfgang Weinmann)