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Foto: APA/AP/Michael Probst

Nach der Vorabveröffentlichung der Zahlen der aktuellen Pisa-Studie herrscht in jenen Ländern, die nicht gerade glanzvolle Leistungen ihrer Jugend vorweisen können, eifrige Diskussion um die Gründe und mögliche Konzepte gegen eine weitere "Verdummung". Nicht nur in Österreich wird nun diskutiert, wer wann wieviel dazu beigetragen hat, dass die schulischen Leistungen rapide sinken, auch in Deutschland sucht man Schuldige – und wie es scheint hat man einen Faktor gefunden.

"Ich bin dumm, ich spiele Computer"

Nicht Kürzungen bei den Bildungsausgaben, überlastete und ausgebrannte Lehrer, veraltete Erziehungs- oder Schulformen scheinen die Probleme zu sein, die Wahrheit liegt woanders: Computerspiele machen dumm, so die Meinung einige neuer Studien, die nun der Öffentlichkeit vorgelegt wurden. Der überproportionale Besitz von "Berieselungsgeräten" führe zu einem Leistungsabsturz bei SchülerInnen, das Gelernte würde überlagert und der Lernerfolg so geschmälert, so die Kurzzusammenfassung einer Studie des Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen. Untersuchungen des Instituts haben gezeigt, dass jeder zweite Junge im Alter von zehn Jahren in seinem Zimmer eine ganze Palette elektronischer Geräte hat: neben einem Fernseher, stehen Computer, Spielekonsole und DVD-Rekorder. Die Auswirkungen des übermäßigen Konsums zeigen sich in den Ergebnissen der Pisa-Studie, so die Autoren weiter.

Unterschiede

Dieses Szenario spiegle zudem auch die Unterschiede zwischen Buben und Mädchen wieder. Auf Seiten der männlichen Nachkommen finden sich in Deutschland wesentlich mehr Sitzenbleiber, Schulabbrecher und Schulschwänzer als bei ihren weiblichen Schulkollegen. Der deutsche Neurobiologe Henning Scheich wittert im schlechten Abschneiden der deutschen Schüler die Ausschüttung von Dopamin bei Computerspielen. Anstelle von der "natürlichen" Dopamin-Ausschüttung als Belohnung für eine gelöste Aufgabe, würden Jugendliche, die viel Computer spielen, mit Dopamin überschüttet und können daher in ihrem Gehirn keinen Lernstoff mehr erfolgreich ablegen. Die Überflutung von Fernseh- und Computerspielbildern im Gehirn der Jugendlichen lässt so keinen Platz mehr für andere Dinge, wie etwa das Gelernte.

Spiele-Industrie kontert

In einem Interview mit dem deutschen Spiegel kontert der EA-Geschäftsführer von Deutschland, Jens Uwe Intat, auf die Vorwürfe. Eine pauschale aussage, dass Computerspielen Kinder dümmer macht kann Intat nicht nachvollziehen. Immerhin würden die skandinavischen Länder, in denen es eine wesentlich höhere Ausstattung an PCs und Konsolen gäbe, im Pisa-Test besser abschneiden. Intat sieht die Eltern mehr in der Verantwortung. Seiner Meinung nach, ist es genauso schwer Kinder aus einem Schwimmbecken zu bekommen, von einem guten Buch oder vorm Fernseher wegzuholen, und dieses Wegholen sei Aufgabe der Eltern.(grex)