SPÖ und Grüne - "Nicht zu Serviceorganisation degradieren"
Grünewald: "Denkstörungen, um nicht zu realisieren, was Gehrer mit der ÖH vorhat" - ÖH-Aktion vor Universität
Redaktion
Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) dürfe sich nicht zu
einer reinen Serviceorganisation degradieren lassen, meinte Kurt
Grünewald. Kritik übte er auch an der selektiven Auswahl der
studentischen Gesprächspartner durch die Regierungsfraktionen:
Wirklich verhandelt würde nur mit "handverlesenen" Vertretern der
Universitäten und des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS) - dies
sei, als ob der Landwirtschaftsminister nur Gespräche mit lokalen
Milchhöfen und Sennereien führe, so Grünewald.
Man brauche schon "Denkstörungen, um nicht zu realisieren, was
Gehrer mit der ÖH vorhat", meinte der Grüne Wissenschaftssprecher.
Durch die geplante Reform würden sich die Mehrheitsverhältnisse
eindeutig in Richtung der regierungsnahen Fraktionen
AktionsGemeinschaft (AG) und RFS drehen, so Grünewald. "Das Infamste"
seien aber die geplanten "Vereinigungslisten", durch die jene
Fraktionen, die an den einzelnen Unis zu schwach seien, doch in die
Bundesvertretung kommen könnten. Diese Regelung sei eindeutig in
Richtung RFS gemünzt.
In seiner Zeit als Bundessekretär des Verbands Sozialistischer
StudentInnen (VSStÖ) 1968 wäre es dem damaligen Unterrichtsminister
nicht eingefallen, per Gesetz den ÖVP-nahen Studentenvertretern eine
absolute Mehrheit zu sichern, so Broukal: "Damals hat man noch den
demokratischen Nerv gehabt, Kritik zuzulassen."
Aufregung gab es kurz auch noch um einen Abänderungsantrag zum
bisherigen ÖVP-Initiativantrag, der vorsieht, dass der jeweilige
Minister einen Beschluss eines ÖH-Organs aufheben kann, wenn dieser
"wegen seiner finanziellen Auswirkungen nicht durchführbar ist".
VSStÖ-Chefin Andrea Brunner witterte dahinter die Einführung eines
"Durchgriffsrechts" - eine entsprechende Regelung gibt es allerdings
bereits im derzeit geltenden Hochschülerschaftsgesetz (HSG), so
ÖH-Chefin Patrice Fuchs (VSStÖ) gegenüber der APA. Auch
ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek verwies auf das geltende
HSG. Außerdem sei mit allen Betroffenen auf den unterschiedlichen
Ebenen geführt worden, so Brinek in einer Aussendung: "Der Vorwurf
von der ministeriellen Gesprächsverweigerung wird nicht wahrer, auch
wenn ihn Broukal und Co. noch 20 Mal wiederholen."
Die ÖH hat am Donnerstag mit einer Medienaktion versucht, die
Autofahrer von ihren Anliegen zu überzeugen. Bei der Ampel vor der
Straßenbahn-Station Schottentor in der Nähe der Uni Wien wurde in den
Rotphasen ein Transparent mit der Aufschrift "Die ÖH gehört uns
Studierenden, nicht der FPÖVP-Regierung" aufgespannt. (apa)
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