Wien - Eine Expertengruppe des Wiener katholischen "Instituts für medizinische Anthropologie und Bioethik" (Imabe) unter der Leitung von Johannes Bonelli hat eine neue Methode zur Beurteilung der Effektivität medizinischer Therapien entwickelt. Die Methode - S.O.M. (Sinnorientierte Medizin) - wurde nun erstmals in der Dezemberausgabe des "International Journal of Clinical Pharmacology and Therapeutics" vorgestellt, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

Breite Anwendung der Methode

Mit Hilfe eines mathematischen Modells von Klaus Felsenstein von der Wiener Technischen Universität werden Evidenz-gesicherte Therapien im Hinblick auf ihren individuellen Gewinn im Hinblick auf Lebenszeitverlängerung, Wahrung der Lebensqualität während der Behandlung sowie Wirtschaftlichkeit beurteilt. "Imabe" ist überzeugt, dass die Methode breite Anwendung finden wird. Sie leiste große Dienste bei der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes teurer Arzneimittel im Krankenhaus und in der Praxis; sie diene als Nachweis der Effizienz neuer Medikamente, die zur Zulassung gebracht werden; sie könne ein wichtiges Auswahlkriterium für Arzneimittellisten von Krankenkassen und Sozialversicherung darstellen.

Individuelle Beurteilung bei komplexen Verhältnissen

Das Verfahren wurde bereits probeweise zur Beurteilung von Medikamenten und Studien zur Anwendung gebracht. Die Ergebnisse werden in der nächsten Ausgabe der institutseigenen Quartalsschrift "Imago hominis" Ende Dezember 2004 publiziert.

"Durch die Einführung der Sinnhaftigkeit in die therapeutischen Überlegungen wird einerseits einer wesentlichen ethischen Dimension des ärztlichen Handelns Rechnung getragen und anderseits dem ökonomischen Aspekt die richtige Bedeutung beigemessen", so der Bioethiker des Instituts, H. Prat, der das Projekt mitbetreut hat. Die individuelle Beurteilung aufwendiger Therapien gerade bei komplexen Verhältnissen sei nun möglich geworden. (APA)