Aus Washington kam fast gleichzeitig eine Erklärung von US-Präsident George W. Bush, wonach jede Neuwahl in der Ukraine "offen und fair" und frei von jedem ausländischen Einfluss sein sollte.
Kutschma spricht sich für eine komplette Neuwahl aus. Die Opposition sieht darin eine Taktik zum Zeitgewinn, weil Neuwahlen frühestens ins drei Monaten stattfinden könnten.
Die Stimmung im Stab von Oppositionsführer Viktor Janukowitsch ist nach den Freudenausbrüchen vom Mittwoch uneinheitlich. Während die Massendemonstrationen auf den Straßen unvermindert anhielten, herrschte in der Umgebung von Juschtschenko keine Einigkeit darüber, ob man am Vortag tatsächlich einen Durchbruch errungen hat oder von der Schläue Kutschmas überrannt wurde.
Am Mittwoch war dem offiziellen Wahlsiegers Viktor Janukowitsch als Premier das Misstrauen im Parlament ausgesprochen worden. Wenig später einigten sich die Konfliktparteien unter Vermittlung des EU-Außenbeauftragten Javier Solana auf ein Aktionspaket, das Änderungen am Gesetz zur Präsidentenwahl, eine Reform des politischen Systems und die Neubildung der Regierung umfasst. Außerdem sollte die Blockade der Verwaltungsgebäude aufgehoben werden, Die Verhandlungen sollen nach der Entscheidung des Obersten Gerichtes wieder aufgenommen werden.
Dieses beriet am Donnerstag schon den vierten Tag über die Frage der Wahlfälschungen. Es wird ziemlich sicher davon ausgegangen, dass das Gericht die Wahlfälschungen bestätigt. Vom Spruch abhängig wird es zu kompletten Neuwahlen oder nur zu einer Wiederholung der Stichwahl – wozu auch das EU-Parlament drängt – kommen.