Die Zukunft ist gesichert. Umso absurder jedoch klingt die Gegenwart: Nach langem Zögern besann sich die österreichische Regierung ihrer Verantwortung für die Sicherung der österreichischen Buchhandelsstruktur und veranlasste die Streichung des Kulturgutes Buch aus den Agenden der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG). Wie schon bisher, wird der Bund seine Bücher also auch künftig dezentral besorgen und so den Buchhandel unterstützen. Allerdings erst in zwei Jahren. Vergangenheit und Zukunft trennt ein zweijähriges Zwischenspiel, während welchem die BBG alle Bucheinkäufe des Bundes über Morawa tätigt. Die diesbezüglichen Verträge, vor einem Jahr geschlossen unter anderen Voraussetzungen, wirken heute anachronistisch. Für alle Seiten, Bibliothekare wie Buchhändler, bedeuten sie eine enorme organisatorische Kraftanstrengung, Kündigung langjähriger Vertragsbeziehungen - nur, um in zwei Jahren alles wieder rückgängig zu machen. Ein solches Chaos kann ernstlich niemand wünschen. Zumal auch Morawa mehr Schaden durch den Vertrauensverlust der Kollegen entsteht, die der Konzern auch als Auslieferer bedient, als der Auftrag Gewinn verspricht. Also alles rückwärts. Vorrangige Aufgabe der Politik, von Kulturstaatsminister Franz Morak und Finanzminister Karl-Heinz Grasser, wäre es nun, die beiden Vertragsparteien an einen gemeinsamen Tisch zu bitten, um den Vertrag, der sich überlebt hat, einvernehmlich aufzulösen. Rechtzeitig, bevor am 1. Jänner 2005 eine Zentralisierung beginnt, deren Ende schon beschlossen ist. Auf diese Weise würde auch die Klage des Hauptverbandes gegen Morawa wegen unlauteren Wettbewerbs, die derzeit läuft, überflüssig. Allerhöchste Eile scheint, in Anbetracht des näher rückenden Jahreswechsels, geboten. (DER STANDARD, Printausgabe vom 3.12.2004)