Generalbundesanwalt Kay Nehm drückte sich in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Freitag sehr vorsichtig aus. Aber nach mehrmaligem Nachfragen von Journalisten stellte er gepresst fest: Es habe "eine erhebliche Gefährdung" für den irakischen Ministerpräsidenten Iyad Allawi bestanden. Hinweise, dass auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder gefährdet war, habe es nicht gegeben.
Telefonüberwachungen von Mitgliedern der Gruppe Ansar al-Islam in Deutschland, die sich auf Arabisch unterhalten haben, hätten Anhaltspunkte für ein mögliches Attentat ergeben, berichtete Nahm. Im Vorfeld des Besuches des irakischen Ministerpräsidenten hätten "die Aktivitäten und die Hektik" der Verdächtigen stark zugenommen. "Es verdichteten sich Hinweise auf Anschlagsplanungen." Außerdem habe es ein "auffallendes Bewegungsbild" der Verdächtigen gegeben. Dies alles habe darauf schließen lassen, "dass mit dem irakischen Ministerpräsidenten etwas geplant war", so Nehm.
Drei Festnahmen
Deshalb seien in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern in Baden-Württemberg, Bayern und Berlin insgesamt neun Wohnungen in der Nacht zum Freitag in Stuttgart, Augsburg und Berlin durchsucht und drei Männer festgenommen worden. Es handle sich um irakische Staatsbürger, so Nehm.
Treffen mit Exilirakern
Ob ein Attentat mit Sprengstoff geplant gewesen sei, darauf wollte der Generalbundesanwalt mit Blick auf laufende Ermittlungen nicht antworten. Aber er dementierte nicht. Bei welchem Programmpunkt während des zweitägigen Aufenthalts von Allawi in Berlin nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ein Anschlag versucht werden sollte, wollte er auch nicht beantworten. Aus verschiedenen Äußerungen lässt sich schließen, dass die Behörden von einem Versuch während eines Treffens von Allawi mit Exilirakern am Donnerstagabend ausgehen.
Besuch verkürzt
Am Freitag wurde das Kanzleramt, wo sich Allawi mit Schröder traf, weiträumig abgesperrt, die sonst übliche Begrüßung mit militärischen Ehren wurde abgesagt. Auch der Hauptprogrammpunkt, das Treffen Allawis mit deutschen Wirtschaftsvertretern, wurde storniert.
Berliner Polizei fahndet nach Lastwagen
Die Berliner Polizei fahndet nach einem Lastwagen, der mit einem geplanten Terroranschlag auf den irakischen Ministerpräsidenten Iyad Allawi in Zusammenhang stehen könnte. Ein Sprecher sagte am Freitag, die Sicherheitskräfte gingen einem "vagen Hinweis" nach. Allawi hat unterdessen Berlin wieder verlassen.