Bild nicht mehr verfügbar.

Der irakische Ministerpräsident Iyad Allawi und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder trafen in Berlin zusammen.

Foto: APA/EPA/Bernd Settnik
Die deutschen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sie durch die Festnahme von drei Männern einen Anschlag auf den irakischen Premier Iyad Allawi verhindert haben. Dessen Berlin-Besuch wurde verkürzt, die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft.

* * *

Generalbundesanwalt Kay Nehm drückte sich in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Freitag sehr vorsichtig aus. Aber nach mehrmaligem Nachfragen von Journalisten stellte er gepresst fest: Es habe "eine erhebliche Gefährdung" für den irakischen Ministerpräsidenten Iyad Allawi bestanden. Hinweise, dass auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder gefährdet war, habe es nicht gegeben.

Telefonüberwachungen von Mitgliedern der Gruppe Ansar al-Islam in Deutschland, die sich auf Arabisch unterhalten haben, hätten Anhaltspunkte für ein mögliches Attentat ergeben, berichtete Nahm. Im Vorfeld des Besuches des irakischen Ministerpräsidenten hätten "die Aktivitäten und die Hektik" der Verdächtigen stark zugenommen. "Es verdichteten sich Hinweise auf Anschlagsplanungen." Außerdem habe es ein "auffallendes Bewegungsbild" der Verdächtigen gegeben. Dies alles habe darauf schließen lassen, "dass mit dem irakischen Ministerpräsidenten etwas geplant war", so Nehm.

Drei Festnahmen

Deshalb seien in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern in Baden-Württemberg, Bayern und Berlin insgesamt neun Wohnungen in der Nacht zum Freitag in Stuttgart, Augsburg und Berlin durchsucht und drei Männer festgenommen worden. Es handle sich um irakische Staatsbürger, so Nehm.

Treffen mit Exilirakern

Ob ein Attentat mit Sprengstoff geplant gewesen sei, darauf wollte der Generalbundesanwalt mit Blick auf laufende Ermittlungen nicht antworten. Aber er dementierte nicht. Bei welchem Programmpunkt während des zweitägigen Aufenthalts von Allawi in Berlin nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ein Anschlag versucht werden sollte, wollte er auch nicht beantworten. Aus verschiedenen Äußerungen lässt sich schließen, dass die Behörden von einem Versuch während eines Treffens von Allawi mit Exilirakern am Donnerstagabend ausgehen.

Besuch verkürzt

Am Freitag wurde das Kanzleramt, wo sich Allawi mit Schröder traf, weiträumig abgesperrt, die sonst übliche Begrüßung mit militärischen Ehren wurde abgesagt. Auch der Hauptprogrammpunkt, das Treffen Allawis mit deutschen Wirtschaftsvertretern, wurde storniert.

Berliner Polizei fahndet nach Lastwagen

Die Berliner Polizei fahndet nach einem Lastwagen, der mit einem geplanten Terroranschlag auf den irakischen Ministerpräsidenten Iyad Allawi in Zusammenhang stehen könnte. Ein Sprecher sagte am Freitag, die Sicherheitskräfte gingen einem "vagen Hinweis" nach. Allawi hat unterdessen Berlin wieder verlassen.

Über einen Lastwagen sprach nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag-Ausgabe) einer der drei Personen bei einer ersten Vernehmung, die in der Früh bei Razzien gegen Islamisten wegen Anschlagsplanungen gegen Allawi festgenommen worden waren. Ob der gesuchte Lastwagen tatsächlich in Zusammenhang mit geplanten Terroraktionen steht, war nach Angaben des Blattes nicht bekannt. Nur einer der drei Festgenommenen ist den Angaben zufolge irakischer Staatsbürger. (Red/DER STANDARD, Printausgabe 4./5.12.2004)