Jeder Rücktritt eines weiteren Regierungsmitglieds der Regierung Bush II wird von einem anderen Lied begleitet, aber der Refrain bleibt immer der Gleiche: "Rummy bleibt". Anfang der Woche war es Tom Ridge, Heimatschutzminister, der sich zurückziehen will, um über seine Zukunft nachzudenken, die laut Gerüchten in Washington möglicherweise eine Kandidatur für die Präsidentschaft im Jahr 2008 beinhalten könnte. Ihm folgt, wie bereits gemeldet, der ehemalige Polizeichef von New York, Bernard Kerik, nach.

Gesundheitsminister Tommy Thompson erklärte Freitag in seiner Rücktrittsrede, er sei "jede einzelne Nacht" über mögliche Terrorattacken auf Nahrungsmittel in den USA besorgt, da bei der Einfuhr bisher nur eine geringfügige Menge getestet werde: "Ich verstehe ganz einfach nicht, warum die Terroristen unsere Nahrungseinfuhr bis jetzt nicht angegriffen haben, denn es wäre so einfach."

"Ein großes Land"

Bush ging nicht direkt auf Thompsons Vorwürfe ein, erklärte jedoch, die USA seien ein großes Land, wo es alle möglichen Mittel gebe, Schaden anzurichten, "aber wir haben große Fortschritte gemacht". Als Thompsons Nachfolger wird Mark McClellan, der Bruder von Bush-Pressesprecher Scott McClellan, genannt.

Der einzige Minister, der bisher trotz starker kritischer Attacken seitens der Medien und der Demokraten Sitzfleisch beweist, ist also Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der von Bush angeblich persönlich gebeten wurde, in seinem Amt zu verbleiben. Am Ende der Woche, so Tom Oliphant, Kolumnist des Boston Globe, in einem TV-Interview, hätten hochrangige Beamte des Weißen Hauses eine Reihe von prominenten Reportern kontaktiert, um ihnen "off the record" mitzuteilen, dass nicht nur Rumsfeld, sondern auch dessen getreuen Mannen, die neokonservativen Architekten des Irakkrieges, Paul Wolfowitz und Douglas Feith, bleiben.

Der konservative New York Times-Kolumnist David Brooks sieht Rumsfelds Verbleiben als kontroversiell: "Wenn wir ehrlich sind, gibt es eine Reihe von Leuten, die Rumsfeld als den Mann sehen, der den Krieg verpfuscht hat, der nicht genug Truppen geschickt hat. Langfristig muss man annehmen, dass Bush Rumsfelds große Vision einer Umstrukturierung und Modernisierung des Militärs wirklich schätzt."

Darüber hinaus scheint man sich in Washington einig, dass ein Wechsel im Verteidigungsministerium als Eingeständnis einer Reihe von außenpolitischen Schnitzern betrachtet werden könnte, was vom Weißen Haus bisher erfolgreich vermieden wurde. (DER STANDARD, Printausgabe, 06. 12. 2004)