Wenige Tage später sieht das Bild anders aus. Das Kutschma-Lager ist halb wiedererstarkt. Das Urteil des Obersten Gerichts war zwar ein schwerer Schlag, doch wie die ersten Vorbereitungen auf die Wiederwahl zeigen, stören die Kutschma-Leute den Prozess gehörig, wenn sie ihn nicht gar aktiv lenken.
EU war nicht vorbereitet
Dass Oppositionsführer Juschtschenko nicht der Entschlossenste ist, ist kein Geheimnis. Deutlich geworden ist aber auch, dass die EU auf eine Revolution, bei der es auf wenige Tage ankommt, nicht vorbereitet war. EU-Außenbeauftragter Javier Solana hat sich auf Blitzvisiten beschränkt und den Kutschma-Machthabern nicht klar zu verstehen gegeben, dass sie für Europa keine akzeptablen Verhandlungspartner mehr sind. Vielmehr hat er sie an den Verhandlungstisch zurückgeholt und für sie eine Beendigung der Blockade der Regierungsgebäude und eine Verfassungsänderung zur Abwertung des Präsidentenamtes ausgehandelt. Damit hat er die Opposition geschwächt und den Schwung der Demokratiebewegung gefährdet.