Lagos - Mehrere hundert Dorfbewohner haben in Nigeria drei Ölpumpstationen gestürmt und mehr als hundert Arbeiter in ihre Gewalt gebracht. Die Produktion sei nach den Besetzungen, die bereits seit Sonntag andauerten, eingestellt worden, teilten die Firmen Shell und Chevron Texaco am Montag mit. Beide Firmen baten nach eigenen Angaben die örtlichen Behörden um Unterstützung bei den Verhandlungen mit den Protestierenden, die vermutlich mehr Investitionen in ihre Gemeinden forderten.

Unter den zumeist nigerianischen Arbeitern befinden sich auch ein US-Bürger und ein Südafrikaner. Ein Shell-Mitarbeiter sagte, mehrere Besetzer seien mit Macheten gesehen worden, es gebe aber keine Berichte über Gewalt.

Etwa 200 Jugendliche seien am Sonntagmorgen in die Stationen Ekulama I und Ekulama II eingedrungen, sagte ein anderer Shell-Sprecher. "Es ist keine Geisel-Situation. Sie haben ihnen keine Waffe an den Kopf gehalten, sie haben sie einfach darin gehindert zu gehen." Mittlerweile hätten die meisten das Gelände wieder verlassen. Etwa 20 seien geblieben und hinderten 75 Angestellte daran zu gehen.

Enorme Profite

Auf einer Ölpumpanlage von Chevron Nigeria werden 32 Arbeiter festgehalten, wie das Unternehmen erklärte. Etwa 300 Männer, Frauen und Kinder hätten das Firmengelände am Sonntagmorgen besetzt. Alle drei Ölanlagen liegen in den Flüssen des Niger Delta, südwestlich der Stadt Port Harcourt.

Die Dorfbewohner der Region werfen den Ölfirmen vor, enorme Profite aus der nigerianischen Ölindustrie zu schlagen, zugleich aber der Bevölkerung nichts von den Gewinnen zurückzugeben. Im vergangenen Monat wurde der Versuch, eine Shell-Bohranlage am Bomadi-Fluss zu besetzen, von nigerianischen Soldaten gewaltsam niedergeschlagen. (APA)