Die Werkshallen von FACC - Fisher Advanced Composite Components, einem Kind des Skiherstellers Fischer - in Ried in Oberösterreich lassen auf den ersten Blick nicht gleich die Vermutung aufkommen, dass hier mit den Werkstoffen des 21. Jahrhunderts gearbeitet wird. Große Zuschneidetische, auf denen aus bunten Geweberollen Teile ausgeschnitten werden, erinnern eher an Textilwerkstätten. Frauen und Männer mit weißen Handschuhen legen die Einzelteile Schicht um Schicht zusammen.Einmal zusammengelegt, kommen die Teile in den "Backofen": Gehärtet sind die Karbonfasern hochwertigen Metallwerkstoffen gleichwertig, in vielerlei Hinsicht sogar überlegen - vor allem aber: leichter und damit treibstoffsparend. Die genaue Passform wird mithilfe eines computergesteuerten Laserbeamers (400.000 Euro pro Stück) von der Decke millimetergenau gesteuert, sagt FACC-Manager Robert Machtlinger. FACC ist der größte Player in der noch kleinen heimischen Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen wird unter anderem vom Bereich Forschungsförderung Wirtschaft der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt. Airbus ist zwar schon lange Kunde, aber mit dem A380-Programm ist FACC ein Qualitätssprung zum "First-Tier-Supplier" gelungen, sagt FACC-Chef Walter Stephan. Das sind Zulieferer, die Entwicklung, Entwicklungskosten und Risiken mit Airbus teilen. Denn die Entwicklung des Superjumbos findet nicht nur bei Airbus statt: Etwa 30 Prozent werden outgesourct. Die Verkleidungen der von FACC gelieferten Landeklappenträger (Flap Trap Farings) im Wert von rund 400 Mio. Dollar sind nicht nur einfach aerodynamische Verkleidungen, sondern hochkomplexe Systeme. Sie enthalten eine Notstromturbine, Treibstoffablassleitungen, Hydraulik-kühlungen, Kameras und andere Funktionen - "eine zweijährige Entwicklungsarbeit", bei der FACC seinerseits mit anderen heimischen und internationalen Zulieferern zusammenarbeitete. Anhaltend hohe Treibstoffpreise sind eine "Sonderkonjunktur" für die FACC. Eine der Spezialitäten der Oberösterreicher: Während derzeit Karbonteile meist mit Aluminium- oder Titanbeschlägen an die Flugzeugstruktur angebunden sind, hat FACC Composite-Beschläge entwickelt. Beim A380 sind rund 20 Prozent der Bauteile aus Karbonfaserbauteilen - künftige Jets könnten bis zu 80 Prozent aus Composites bestehen. (Helmut Spudich, Der Standard, Printausgabe, 6.12.2004)