"Starkek Position" der Landesversorger
Die Branchenuntersuchung, die Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) Mitte September angeregt hat, zeigt, dass die regionalen Anbieter - also die Landesversorger - in ihren angestammten Märkten eine starke Position haben, es kaum Wechsel zu alternativen Anbietern gibt und die beliebten All-inclusive-Verträge, die vor allem Gewerbebetrieben zunehmend angeboten werden, zum Beispiel Netztarifsenkungen während der Laufzeit ausschließen. Als Negativbeispiel führt der Stromregulator etwa eine Werbung der Wien Energie an, in der sie sich selbst als besonders billiger Anbieter darstelle. Verglichen werde allerdings nur mit anderen Landesversorgern, nicht aber mit den sieben alternativen Anbietern, auf die die Wiener Stromkunden tatsächlich umsteigen könnten. Hier sei die Wienstrom auf Platz 8 mit ihren Preisen.
Kritisch sieht der Bericht auch die Kalkulation der Strompreise für die Haushalte, wo es derzeit Preisunterschiede von 30 bis 40 Prozent gebe, so Boltz. Entsprechend unterschiedlich sind laut dem Regulator auch die Margen im Haushaltsgeschäft: Sie schwanken zwischen minus 5 und plus 40 Prozent. Im Großkundengeschäft, das sich an den Notierungen an den Strombörsen orientiert, gibt es dagegen kaum Unterschiede bei den Angeboten und auch gleichmäßige Margen von etwa einem Prozent. "Hier herrschen offensichtlich andere Gesetzmäßigkeiten."
"So kann's nicht bleiben"
Zurückgeführt werden die hohen Preise auf die Wettbewerbsdefizite sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene. "So kann's nicht bleiben. Es gibt mehr oder minder keinen Wettbewerb. Das kann nicht sein", betonte der oberste Wettbewerbshüter Barfuß. Daher müsse es ein Paket zu Wettbewerbsbelebung geben.
Die neue Situation am Markt müsse auch zu einer Neubewertung der so genannten Österreichischen Stromlösung (ÖSL, der geplante Zusammenschluss von Verbund und Energie Allianz, Anm.) und der Energie Allianz selbst (EVN, Wienstrom, Energie AG, Lienz AG BEWAG, Anm.) führen, sagte Barfuß neuerlich. In welcher Form die Zusammenarbeit funktionieren könne, sei die Entscheidung der Eigentümer. Nach Ansicht von Boltz gingen die Bemühungen in den letzten Jahren "zu stark in Richtung Konzentration".