Wien - Der Sparkassensektor bekommt nächstes Jahr ein völlig neues Gehaltsschema, es ist dies die bisher umfassendste KV-Reform im Sektor überhaupt. Laut der am Montag gemeinsam von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern verkündeten Einigung wird die Einkommenskurve flacher, dafür sind die Einstiegsgehälter um 11 bis 15 Prozent höher, und Leistungsträgern ist ein rascherer Aufstieg möglich. Das neue Schema gilt für 16.000 Beschäftigte der Sparkassen-Gruppe (samt Erste Bank), mit der BA-CA wären es 27.000, sollte der vom Vorstand Mitte Oktober erklärte und von Betriebsrat und Gewerkschaft bekämpfte Wechsel vom Sparkassen- in den Banken-KV rechtlich nicht "halten".

Ikrath: "Quadratur des Kreises"

Michael Ikrath, Generalsekretär des Sparkassenverbandes, sagte, mit der endgültigen Einigung nach drei Jahren sei eine "Quadratur des Kreises" gelungen. Die flachere Gehaltskurve werde mittel- und langfristig deutliche Kostenreduktionen bringen und die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors stärken. Dies bringe die Sparkassen-Gruppe dem Ziel näher, Marktführer in Österreich zu werden. Arbeitgeber-Verhandlungsleiter Rupert Dollinger, Personalchef der Erste Bank, begrüßte, dass vor allem die erheblichen Kostenzuwächse durch die automatischen Gehaltsvorrückungen wegfallen. Für Verbands-Präsident Josef Kassler wird die Vision eines attraktiven, leistungsfördernden und flexiblen Gehaltssystems Wirklichkeit.

Auch die Arbeitnehmervertreter sprachen von einem "wichtigen KV-Abschluss", der nach "schwierigen Verhandlungen" zu dem gleitenden und damit sozial verträglichen Übergang ins neue Schema erzielt worden sei. Es biete den einzelnen Mitarbeitern die Möglichkeit, sich besser zu entwickeln als im alten System. Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) bezeichnete es als wesentlich, dass die ausgehandelten Punkte im KV selbst verankert und damit auch einklagbar sind.

Umstieg dauert bis zu zehn Jahre

Mit 1. Jänner 2005 erfolgt im Sparkassensektor zunächst noch eine Gehaltsvorrückung nach dem alten System, danach startet der Übergang. Der Umstieg ins neue Schema dauert bis zu zehn Jahre, wie Benischek sagte. Statt bisher 30 zeitabhängigen Vorrückungen gibt es künftig nur noch neun, die laut Fuhrmann nach bestimmten Erfahrungs- und Kompetenzkriterien innerhalb von zehn bis 21 Dienstjahren erreicht werden können.

Benischek verwies im Klub der Wirtschaftspublizisten auf eine Beispielrechnung, wonach ein Sparkassen-Beschäftigter nach 40-jähriger "Musterkarriere" bei mittleren Leistungswerten in etwa auf das gleiche Gehalt komme wie bisher: "Wir haben - ohne Kostenziel - sehr viel Fixes gegen Variables getauscht."

Fuhrmann: Tragfähige Lösungen möglich

BA-CA-Betriebsratschefin Hedwig Fuhrmann, die Bundesausschuss-Vorsitzende "Finance" der GPA, wünscht sich nun auch eine Lösung für die noch offene Reform des BA-CA-Dienstrechts, zu der es bis 15. Dezember Resultate geben soll.

Die Sparkassen-Einigung zeigt für Fuhrmann jedenfalls, "was möglich ist, wenn man versucht, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden", wie sie am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten sagte. Im November standen zum BA-CA-Dienstrecht die Zeichen noch auf Sturm, nachdem der schon länger schwelende Arbeitskonflikt durch den fliegenden Wechsel der BA-CA vom Sparkassen- in den Banken-KV zusätzlich belastet wurde. Nach einer Betriebsversammlung nahmen sich Belegschaftsvertretung und Vorstand vor, bis Mitte Dezember zu Ergebnissen zu kommen.

Senat des Bundeseinigungsamtes tagt

Heute, Montag, trat um 13 Uhr in Sachen BA-CA-KV der Senat des im Wirtschaftsministerium angesiedelten Bundeseinigungsamtes zusammen, um über den Satzungsantrag der GPA zu entscheiden. Stimmt der Senat dem Antrag zu, würde der Sparkassen-KV für die HypoVereinsbank-Tochter weiter gelten. Der BA-CA-Vorstand hatte im Oktober ohne Einbindung des Betriebsrats einen KV-Wechsel vom teuren Sparkassen- in den billigeren Banken-KV erklärt.

Juristen hielten es zuletzt für möglich, dass das Einigungsamt gar keine Entscheidung trifft, sondern sich für unzuständig erklärt: Gesatzt werden könne nämlich nur, wenn es in einem Bereich gar keinen Kollektivvertrag gibt. Für die BA-CA gibt es jedoch einen KV, entweder den Sparkassen- oder den Banken-KV. Welcher, werden womöglich die Gerichte klären müssen.

Nächste Gesprächsrunde am 13. Dezember

Welche Schritte der Betriebsrat bzw. die Gewerkschaft nach einer Pro- oder Kontra-Entscheidung des Einigungsamtes ergreifen könnten, wollte Fuhrmann heute nicht konkretisieren. Den Banken-KV - wo am 13. Dezember die nächste Gesprächsrunde ansteht - verhandelt Fuhrmann auf GPA-Ebene derzeit jedenfalls nicht, wie sie erklärte.

"Ex lege" bleibe die Bank Austria Creditanstalt eine Sparkasse, betonte die BA-CA-Betriebsratschefin. Und sie gehe davon aus, dass das nun vorgelegte neue Sparkassen-Gehaltsschema auch für die BA-CA als kollektivvertragliche Kernmaterie gilt.

Zur BA-CA-Dienstrechtsreform hielt sich Fuhrmann am Montag bedeckt: "Ich habe gesagt: 'Vor dem 15. Dezember äußere ich mich nicht' - und daran halte ich mich." (APA)