Innsbruck – Unmittelbar vor dem Budgetlandtag (ab 15. Dezember) will Tiwag-Vorstand Bruno Wallnöfer den lange erwarteten Optionenbericht an Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa übergeben. Dieser Bericht wird alle theoretisch möglichen Speicherkraftwerksprojekte auflisten. Zu erwarten sind 15 bis 20 Projekte, die zum Teil seit Jahrzehnten in Diskussion stehen. Kein Geheimnis ist, dass die Tiwag eine drei- bis vierstufige Kraftwerkskette im Ötztal favorisiert.

Dort hat sich bereits Widerstand organisiert. Vergangenen Freitag füllten 400 Bewohner des Ötztals den Gemeindesaal von Längenfeld bis mehr als auf den letzten Platz. Ein Aktionsbündnis, dem Touristiker, Bauern und Bergführer angehören, hatte Experten zu einem Informationsabend eingeladen.

Gletscherforscher Gernot Patzelt stellte klar, dass Speicherseen dem Tal nicht den von der Tiwag versprochenen Hochwasserschutz bringen würden. "Das ist eine halbe Wahrheit, letztlich eine Falschmeldung", erklärte Patzelt, denn das mit Abstand größte Hochwasserrisiko besteht im Herbst – und da sind die Speicher randvoll gefüllt.

Als Stromhändler, der nur ein Fünftel des gehandelten Stroms an Endverbraucher liefert, charakterisierte Erwin Mayer, Energieexperte von Greenpeace, die Tiwag. Von allen österreichischen Stromgesellschaften habe die Tiwag mit 27 Prozent mit Abstand den höchsten Atomstromanteil in ihrem Strommix.

Atomstromeinsatz

Bei einer Fahrt für Journalisten in die größte bestehende Speicherkraftanlage der Tiwag in Kühtai hatte sich Wallnöfer kürzlich zum Konzept der Pumpspeichertechnik bekannt. Dabei wird mit billigem Atomstrom Wasser in höher gelegene Speicher gepumpt. Der Wirkungsgrad dabei liege bei 73 bis 75 Prozent. Zu Zeiten von Bedarfsspitzen wird aus dem gespeicherten Wasser teurer Spitzenstrom erzeugt. "Die Tiwag erzeugt diesen Spitzenstrom für ihre Partner in Deutschland und erhält dafür ein Vielfaches an Grundlast zur Versorgung in Tirol zurück", erklärte Wallnöfer. Am Beginn der Kraftwerksoffensive vor einem halben Jahr hatte Wallnöfer noch davon gesprochen, neue Kraftwerke seien nötig, weil sonst der Strom in Tirol knapp würde.

Wolfgang Ennemoser, Obmann der Agrargemeinschaft Sulztal, wo ein Speicher mit 120 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen entstehen soll, brachte die Stimmung am Ende auf den Punkt: "Halten wir zusammen, wir sind stark. Wir packen es." (hs/DER STANDARD, Printausgabe, 7.12.2004)