Düsseldorf - Angela Merkel ist die "Nummer eins" der deutschen Christdemokraten. Dies zeigte - trotz eines Stimmen- Rückgangs - ihre Wiederwahl als Parteichefin am Montag. Seit mehr als vier Jahren steht sie nunmehr an der Spitze der großen Volkspartei. Dabei war die Ostdeutsche erst vor 14 Jahren in die CDU eingetreten. Jetzt aber sind viele in ihrer Partei überzeugt, dass sie auch bei der Bundestagswahl 2006 Kanzlerkandidatin der Union sein wird. 2002 musste sie diesen Platz noch dem CSU-Vorsitzenden und bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber überlassen.

Merkels politisches Handeln wird geprägt vom festen Wille zu Reformen und vom Beharren auf Geschlossenheit der beiden Unions-Parteien. Zielstrebig hat sie ihre Machtbasis ausgebaut. Zeitweiligen Konkurrenten wie Friedrich Merz ließ sie kaum eine Chance.

"Zweite Karriere"

Die derzeitige "zweite Karriere" der 50-Jährigen begann 1999 mit dem Spenden-Skandal des früheren Bundeskanzlers und Parteichefs Helmut Kohl. In diesen schwierigen Monaten setzte Merkel sich als CDU- Generalsekretärin von ihrem Lehrmeister Kohl ab und wurde zur neuen Hoffnungsträgerin der Partei. Im April 2000 wurde sie mit fast 96 Prozent an die Spitze der zutiefst verunsicherten CDU gewählt.

Dies war für die Christdemokraten ein doppelter Quantensprung. Zum ersten Mal wurde die deutsche konservative Volkspartei von einer Frau geführt, und zum ersten Mal stand eine Person aus Ostdeutschland an der Spitze der CDU. Beides spielt immer wieder einmal eine Rolle - auch noch heute.

Merkels "erste Karriere" hatte mit dem Fall der Mauer 1989 und der Wiedervereinigung 1990 begonnen. Die ostdeutsche Pfarrerstochter und studierte Physikerin hatte sich zunächst der Bürgerrechts-Bewegung der DDR angeschlossen. Im Jahr der deutschen Einheit trat Merkel der CDU bei. Kohl holte sie in sein Kabinett. Nach Kohls Niederlage bei der Bundestagswahl 1998 stellte Merkel gemeinsam mit dem damaligen Parteichef Wolfgang Schäuble die CDU neu auf. Als auch dieser in den Strudel des Spenden-Skandals geriet, schlug Merkels Stunde.

In den Jahren an der Spitze der CDU hat Merkel gelernt, Niederlagen wegzustecken. Siege lassen sie nicht übermütig werden. (APA/dpa)