New York - Die börsenotierte Telekom Austria (TA) wird das Geld für den 1,6 Mrd. Euro teuren Kauf des bulgarischen Handynetzbetreibers MobilTel zum Teil über die Emission einer Unternehmensanleihe aufbringen. Die TA will ab dem zweiten Halbjahr 2005 hundert Prozent der MobilTel besitzen.

"Wir brauchen dafür keine Kapitalerhöhung", sagte TA-Finanzvorstand Stefano Colombo am Montagabend in New York vor Journalisten". Die TA werde den Kauf zum größeren Teil aus dem Cash-Flow und zum geringeren Teil mit einer Anleihe finanzieren, so Colombo am Rande einer Investorenkonferenz im Gespräch mit österreichischen Journalisten.

Verbindlichkeiten werden übernommen

Wie hoch die Anleihe ausfallen könnte, darüber machte Colombo keine Angabe. Fest steht, dass Verbindlichkeiten mit übernommen werden: "Das Objekt der Begierde hat schon eine Verschuldung". Von den bisherigen Eigentümern der MobilTel, darunter Herbert Cordt, Josef Taus und Martin Schlaff, war der Schuldenstand der MobilTel mit 650 Mio. Euro beziffert worden, die im Kaufpreis enthalten sind.

TA-Chef Heinz Sundt hat zuletzt erklärt, zumindest 500 Mio. Euro, voraussichtlich aber etwas mehr, aus dem Cash-Flow aufbringen zu wollen, für den Rest sähe man "ergänzende Maßnahmen am Kapitalmarkt", doch keine Kapitalerhöhung, vor. Colombo bestätigte nun Anleihepläne.

Milliardenschweren Deal in Bulgarien

Anfang voriger Woche hatte die Telekom den bevorstehenden milliardenschweren Deal in Bulgarien angekündigt. Es wurde ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, und man ist jetzt in Exklusivverhandlungen. Die Absichtserklärung umfasste laut Colombo bereits die Totalübernahme: "Wir wollen 100 Prozent. Ich kaufe 100 Prozent oder ich kaufe Null."

Die bulgarische Gesellschaft soll ein Fünftel des Jahresgewinns der Telekom Austria stellen.

Der MobilTel-Deal wird - nach Durchführung einer weiteren Due-Diligence-Prüfung und dem für das zweite Halbjahr 2005 erwarteten Closing - die größte Transaktion in der Geschichte eines österreichischen Unternehmens.

Für Colombo ist das für die TA "ein unglaublich großer Schub". Insgesamt will die Telekom Austria in den nächsten zwei bis drei Jahren rund 2 Mrd. Euro in Akquisitionen investieren. Nach Bulgarien prüft sie den Einstieg in Bosnien und Serbien-Montenegro.

"Brauchen keinen strategischen Partner"

"Für unsere heutigen Pläne brauchen wir keinen strategischen Partner", stellte der Vorstand klar. "Heute hat jeder seinen Plan". Ob er glaube, dass die Swisscom einen neuerlichen Anlauf unternehmen könnte?

"Never say never" habe Swisscom-Chef Jens Alder noch am Tag des Platzens der Verhandlungen mit Swisscom im Sommer erklärt. Und dem schließt sich der TA-Finanzvorstand an. Aber man wisse nichts.

Peinliche Fragen

Vor allem ist Colombo froh, dass das am 2. Dezember binnen vier Stunden verkaufte 17-Prozent-Paket der ÖIAG so gut platziert wurde. Bei der von der Erste Bank organisierten Investorenkonferenz war neben dem bevorstehenden Bulgarien-Deal dieser weitere Schritt zum Rückzug der Staatsholding ein bestimmendes Thema der Investorengespräche. Colombo, erleichtert: "Vier Jahre lang zwei Fragen: Wann verkaufen die Italiener und wann verkauft die ÖIAG. Das war wirklich peinlich." (APA)