Wien - Die Vorschläge der EU-Kommission zur neuen EU-Arbeitszeitrichtlinie stoßen bei der Arbeiterkammer Niederösterreich (AK NÖ) auf massive Ablehnung. Die heimischen Regelungen würden deutlich über den geplanten neuen EU-Standards liegen. "Eine Flexibilisierung in Anlehnung an die EU-Arbeitszeitrichtlinie heißt, dass die gesetzliche Überstundenregelung mit 50 Prozent Zuschlag fallen könnte", betonte der Präsident der AKNÖ, Josef Staudinger, am Dienstag in einer Pressemitteilung.

Leitl begrüßt Vorschläge

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl sieht in den Vorschlägen hingegen einen "richtigen und wichtigen Vorstoß". Er betonte, mit dem Vorschlag, den bisher viermonatigen Durchrechnungszeitraum für die wöchentliche Höchstarbeitszeit per Gesetz auf zwölf Monate ausdehnen zu können, liege Brüssel auf der Linie der österreichischen Wirtschaft. Dies sei ein "wichtiger Ansatz zur dringend notwendigen Flexibilisierung der Arbeitsmärkte", so Leitl gestern, Montag, beim EU-Beschäftigungsrat.

Der Wirtschaftskammer-Boss machte später in einer Presseaussendung aber auch kein Hehl daraus, dass er sich in manchen Punkten durchaus eine noch mutigere Lösung gewünscht hätte. "Die einjährige Durchrechnung hätte schon in der Richtlinie als allgemeine Regel verankert werden sollen", so Leitl. Durch die Einführung eines Jahresarbeitszeitkontos könnte man Mehrarbeit in der Hauptsaison mit kürzeren Arbeitszeiten in auftragsschwächeren Monaten ausgleichen. "Für die Unternehmen rechnet sich das, weil sie die Produktivität erhöhen und damit ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Und die Beschäftigten profitieren, weil ihre Arbeitsplätze gesichert sind beziehungsweise zusätzliche Stellen entstehen", sagte Leitl.

25.000 zusätzliche Jobs

Zudem würden viele Betriebe, die heute auftragsbedingt sehr flexibel arbeiten müssen, aus der Grauzone neben dem Gesetz herauskommen. Leitl: "Es kann nicht sein, dass noch heute zahlreiche Betriebe nur neben einem zu restriktiven Arbeitszeitgesetz existieren können. Die EU hat diesen Wettbewerbsnachteil Europas erkannt und setzt nun einen Schritt in Richtung Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum." Auf Österreich umgelegt würde die Einführung eines Jahresarbeitszeitkontos auf Basis der derzeitigen 40-Stunden-Woche rund 25.000 zusätzliche Jobs bringen, rechnet die Wirtschaftskammer vor. (APA)