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Der ukrainische Oppositionsführer Viktor Juschtschenko vor dem Wahlkampf und nach seiner rätselhaften Erkrankung

Foto: AP/Lukatsky
Wien - Der mutmaßliche Giftanschlag auf den ukrainischen Oppositionsführer Viktor Juschtschenko sorgt erneut für Aufregung, nachdem renommierte englischsprachige Zeitungen das Thema mit einiger Verspätung aufgegriffen haben. Der Wiener Arzt Nikolai Korpan dementierte am Mittwoch einen Bericht der Londoner Times, wonach er die Vergiftung Juschtschenko bestätigt haben soll. "Wir haben weiterhin nur Vermutungen, die überprüft werden müssen", sagte Korpan dem STANDARD. "Dafür aber brauchen wir den Patienten." Es wäre daher gut, wenn Juschtschenko bald nach Wien zurückkehren würde, so Korpan.

Korpan war von der Times mit den Worten zitiert worden: "Wir können nun mit Sicherheit bestätigen, dass eine Substanz seine Krankheit verursacht hat. Er erhielt dieses Gift von anderen Menschen, die eine bestimmte Absicht hatten." Zuvor hatte die International Herald Tribune groß über den Fall berichtet. Er habe zwar am Dienstag mit einem Times-Journalisten gesprochen, dabei aber nur "verschiedene Versionen" genannt, sagte Korpan am Mittwoch. Eine der Varianten sei eine Dioxinvergiftung. Korpan, gebürtiger Ukrainer, hat Juschtschenko im Wiener Rudolfinerhaus behandelt.

Essen mit Polizeichef

Juschtschenkos Erkrankung trat kurz nach einem Abendessen mit dem Chef der ukrainischen Geheimpolizei SBU auf. Die Opposition ist überzeugt davon, dass es sich um einen Giftanschlag handelt. Wegen der außergewöhnlichen Symptome - Juschtschenkos Gesicht ist stark entstellt - wurde von Ärzten der Verdacht eines Anschlags mit biologischen Substanzen geäußert. Der Ukraine-Experte Taras Kuzio meinte dazu jüngst in Wien, falls Biowaffen verwendet worden seien, müsse Russland involviert sein, da die Ukraine über solche Stoffe nicht verfüge. (ef, jk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. Dezember 2004)