Am Dienstag hat die italienische Justiz Rabei Osman al Sayed an Spanien ausgeliefert. Der von seinen Gesinnungsgenossen "Mohamed der Ägypter" genannte 33-jährige, in der Nähe von Kairo geborene Mann ist vermutlich der Drahtzieher hinter den Anschlägen auf die Pendlerzüge in Madrid am 11. März des vergangenen Jahres. Die italienische Justiz hat al Sayed, der im Juni in Mailand verhaftet wurde, für sechs Monate an Spaniens Richter überstellt. Die Frist ist verlängerbar.

Die Maschine mit al Sayed an Bord landete um 21 Uhr in Madrider Flughafen Barajas. Nur zwei Stunden später wurde der Islamist von Ermittlungsrichter Juan del Olmo in Untersuchungshaft genommen. Er wird des Mordes in 191 Fällen sowie der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung beschuldigt.

Die Beamten, die al Sayed begleiteten, übergaben Richter del Olmo wichtige Beweisstücke. Darunter befinden sich die abgehörten Telefongespräche, in denen "der Ägypter" damit prahlt, hinter den Bomben von Madrid zu stecken. "Die Anschläge von Madrid sind mein Projekt. Die Märtyrer, die dort starben, waren meine liebsten Freunde", erklärte er gegenüber einem Gesinnungsgenossen.

Schnell integriert

Damit gemeint sind die sieben Täter, die sich Anfang April in einem Madrider Vorort in die Luft sprengten, um sich der Verhaftung zu entziehen. In einem anderen Telefongespräch erzählt al Sayed, dass er insgesamt zweieinhalb Jahre gebraucht habe, um die Anschläge vorzubereiten.

Al Sayed hat eine gute Ausbildung. Während seiner dreijährigen Militärzeit spezialisierte er sich auf Sprengtechnik. Im Jahr 2001 kam der damals 30-Jährige nach Spanien. Er integrierte sich schnell in die islamistischen Kreise. 2002 wurde erstmals gegen ihn unter dem Verdacht der Zugehörigkeit zu einer Al-Kaida-Gruppe ermittelt.

Am 27. Februar 2003 verließ er das Land. Sein bester Freund, der Tunesier Serhane Ben Abdemachid Fahket übernahm die von al Sayed zurückgelassenen Strukturen. Fahket, der die Anschlagsvorbereitung vor Ort leitete, befand sich unter den sieben Islamisten, die sich in die Luft sprengten. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2004)