"Die größte Krise, die der Buchhandel in den vergangenen fünfzig Jahren zu überstehen hatte", charakterisiert Alexander Potyka, Präsident des Hauptverbands (HV) der Branche, die Dramatik der Situation, "ist überstanden."
Das Ereignis: Wenige Tage vor Beginn der Zentralisierung des staatlichen Bucheinkaufs über die Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) am 1. 1. 2005 ist diese Vergangenheit. Alle Verträge zwischen der BBG und Morawa & Co. wurden gelöst. Friedlich und einvernehmlich. Bereits vor einer Woche hatte ein Antrag der ÖVP einstimmig den Finanzausschuss des Nationalrats passiert, (Fach-)Bücher endgültig aus den Einkaufslisten der BBG zu streichen. Allerdings erst nach Ablauf der gültigen Verträge, die die BBG vor rund einem Jahr mit Morawa & Co. geschlossen hatte.
Mit der nun beschlossenen Auflösung der Verträge tritt die Streichung der Bücher aus den BBG-Agenden sofort in Kraft. Alle Bundesinstitutionen können also auch künftig, ganz wie bisher, ihre Bücher beim Buchhändler ihres Vertrauens bestellen. - Und auf diese Weise, ganz nebenbei, die bundesweite Existenz unabhängiger Buchhandlungen sichern.
Möglich wurde die glückliche Wendung der Ereignisse durch die - späte, aber rechtzeitige - Einsicht aller Beteiligten. Eine Woche intensiver Gespräche zwischen Kunststaatssekretär Franz Morak, Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Morawa-&-Co-Geschäftsführer Emmerich Selch und Alexander Potyka mündete in die sofortige Auflösung der Verträge. Als Argument diente die unbefristete Verlängerung der Buchpreisbindung durch den Nationalrat im Juli.
"Die Beteiligten waren gemeinsam zu der Überzeugung gelangt, dass durch die Vertragsauflösung am besten dem Geist des im Sommer 2004 beschlossenen unbefristeten Preisbindungsgesetzes entsprochen werden könne", heißt es in einer Aussendung des HV. Der Angriff der BBG auf die für den Erhalt der Buchkultur wesentliche Buchpreisbindung vor wenigen Wochen war denn auch der Auslöser für das Einschreiten Franz Moraks gewesen.
Nicht preisgebunden, daher nicht offiziell aus den BBG-Listen gestrichen hingegen sind die Fachzeitschriften. Doch Alexander Potyka zeigt sich im Gespräch mit dem STANDARD auch diesbezüglich zuversichtlich, tritt doch schon Morawa freiwillig aus allen Verträgen, auch jenen für Fachzeitschriften, zurück. "Fachzeitschriften allein", so Potyka, sind "nicht lukrativ". Und zudem in der Bestellung hochkompliziert, was bereits Morawa in den vergangenen Wochen der Vorbereitung erfuhr.