Budapest - Ungarn will den Zugang zu den bisher nur
begrenzt einsehbaren Akten des früheren kommunistischen
Geheimdienstes vollständig öffnen. Am Mittwoch schlossen sich die
regierenden Sozialisten einer Initiative ihres liberalen
Koalitionspartners an. Zudem bekundete die rechtskonservative
Oppositionspartei Fidesz dafür ihre Unterstützung.
Bisher sind vor allem Akten des damaligen
Militär-Nachrichtendienstes und der Auslandsspionage gesperrt. Vor
zwei Jahren war die Regelung aufgehoben worden, nach der in den
bereits einsehbaren Akten Namen von Täter geschwärzt werden. Dem
zufolge wurden seither Namen zahlreicher prominenter früherer Spitzel
bekannt, so auch die Geheimdienst-Tätigkeit des im August
zurückgetretenen Ministerpräsidenten Peter Medgyessy.
Der Vorsitzende der Sozialisten (MSZP), Istvan Hiller, verlangte,
dass alle Akten aus der Zeit zwischen dem 21. Dezember 1944 und dem
14. Februar 1990, die im Budapester Historischen Archiv aufbewahrt
werden, "ohne Einschränkungen" zugänglich sein sollen. Man könne "die
Zukunft nur dann in Sicherheit planen", wenn die Vergangenheit
restlos aufgearbeitet werde, sagte Hiller. Die Liberalen verlangten,
die Sozialisten müssten sich dafür entschuldigen, dass sie dies 15
Jahre lang blockiert hätten. (APA/dpa)