Schlieffens technologisiertes Schlachtfeld, welches das Gleichzeitige ermöglichen und Abstraktion erfordern würde, diente dem deutschen Kulturwissenschafter Christoph Asendorf bei einem Vortrag am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien als Beispiel, um die gegenseitige Beeinflussung der Systeme Kunst und Krieg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen. Seine These: Die Berührungen zwischen Kunst, Krieg und Technologie wären wiederkehrende Stränge und typisch für die Moderne.
Der Professor für Kunst und Kunsttheorie an der Europa-Universität in Frankfurt/Oder und derzeitige Visiting Fellow am IFK belegte dies anhand von Beispielen aus Literatur, Architektur, Wissenschaft und bildender Kunst. Den Bezug zwischen dem Raum der Kunst und des technisierten Krieges findet Asendorf sowohl auf thematischer als auch auf gestalterischer Ebene. Der Futurismus beispielsweise - die erste Avantgardebewegung Europas im 20. Jahrhundert - verherrlichte den Krieg nicht nur als den großen Erneuerer und Schöpfer des neuen Menschen, sondern wies auch in seinen Raumkonzepten, ähnlich wie der Kubismus , starke "Affinitäten zum Kriegsraum" à la Schlieffen auf, so Asendorf.
Glück und Rausch
"Ein ganzes Geflecht von Bezügen zwischen dem Krieg und avantgardistischer Kunstproduktion" wären auch bei Robert Musil sichtbar, der unter anderem in seiner Erzählung Die Amsel die von Flugzeugen herabschießenden Fliegerpfeile als Glück, Rausch und "luftkriegsinduzierte Ekstase" empfinden würde, sagte Asendorf.
Auch Le Corbusier ließe seiner Faszination für militärische Macht und unbeschränkte Mobilität freien Lauf, wenn er beispielsweise in seinem Plan für Algier künstliche Landschaften technokratischer Ordnungen entwirft.