Wie bei jeder ordentlichen Komödie ist am Ende alles gut. Der Staat verzichtet zur Gänze auf den zentralisierten Bucheinkauf. Die dem Finanzministerium zugeordnete Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) und Morawa lösen ihre bereits geschlossenen Verträge, wodurch der staatliche Verzicht sofort in Kraft tritt. Bevor das Publikum den tüchtigen Akteuren - in tragenden Rollen zuletzt: Franz Morak, Karl-Heinz Grasser, Morawa-Geschäftsführer Emmerich Selch und der Präsident des Hauptverbands des Buchhandels, Alexander Potyka - nun aber kräftigen Applaus spendet, denkt es zurück an die fünf Akte einer billigen Farce. An jene absurden Verwicklungen, die lange befürchten ließen, der Staat wolle eine Tragödie inszenieren. Blutiges Opfer: die Lesekultur. Bildung. Intellektueller Horizont. In einem Wort: das Buch.Selten wurde es so deutlich wie in der Affäre um den zentralisierten Bucheinkauf, dass Kostenverringerung allein nicht die Maxime eines Staates sein kann und darf. Der eng fokussierte Blick auf - geringfügige - Einsparungsmöglichkeiten für den Bund hätte um Haaresbreite eine funktionierende kulturelle Landschaft, jene der liebevoll geführten, selbstständigen Buchhandlungen, zerstört. Das Werk der Zerstörung war jahrelang, allen Warnern zum Trotz, weit gediehen: die Zentralisierung beschlossen, der Auftrag an Morawa vergeben. Der Staat genehmigte sich selbst dabei Rabatte, deren Höhe kaum mit seinen eigenen Gesetzen in Einklang stand. Erst der übermütige Angriff der BBG auf die Buchpreisbindung vor wenigen Wochen ließ das Fass überlaufen und brachte dem Drama so unverhofft die Wendung zum Guten, verkehrte die Tragödie schließlich in jene Komödie, die verfehlte Politik dann wird, wenn Einsicht ihre fatalen Folgen rechtzeitig verhindert. Leider viel zu selten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.12.2004)