Dauergrantler Hickersberger einmal besser aufgelegt.

Wien - Dank zweier später Treffer hat sich der österreichische Rekordmeister SK Rapid am Mittwoch doch noch zum Winterkönig gekrönt. Das 2:2 nach 0:2 im letzten Bundesliga-Spiel dieses Jahres daheim gegen Wacker Tirol reichte zwar zur Rückeroberung der Tabellenführung, hinterließ aber auch einen schalen Beigeschmack, wurde doch die Gelegenheit verpasst, den Erzrivalen Austria um drei Punkte zu distanzieren. Außerdem rückten Pasching (nach dem 1:0 in Salzburg zwei Zähler zurück) und Titelverteidiger GAK (durch 5:2 gegen Admira neun Punkte hinter Rapid) näher.

Trainer Josef Hickersberger wusste nach der dramatischen Schlussphase nicht so Recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. "Leider ist unser Anschlusstreffer zu spät gekommen, sonst wäre vielleicht auch noch ein Sieg möglich gewesen", trauerte der frühere ÖFB-Teamchef einem vollen Erfolg nach, meinte aber auch: "Mit dem Punkt können wir noch leben. Ganz schlimm wäre es gewesen, wenn wir verloren hätten."

"Wir haben einfach Klasse"

Dennoch fiel das Resümee nach der Herbstsaison äußerst positiv aus. "Für mich ist das die Sensation im österreichischen Sport, dass wir nach 21 Runden einen Punkt vor der Austria liegen", sagte "Hicke" und lobte seine Schützlinge. "Es war nicht so, dass wir einen Lauf gehabt haben. Wir haben einfach Klasse. Unser einziger echter Umfaller war in der Südstadt, sonst hat die Mannschaft Konstanz bewiesen", so Hickersberger, der sich gemeinsam mit Sportdirektor Peter Schöttel auf der Suche nach einem Innenverteidiger befindet.

Nun gilt es, im Frühjahr einen ähnlichen Rückfall wie in den vergangenen Jahren zu vermeiden. Zu diesem Zweck bekam jeder Spieler für die Urlaubszeit bis Anfang Jänner sein persönliches Heimprogramm verordnet, um zumindest im Grundlagen-Ausdauerbereich auf der Höhe zu bleiben. Im Gegensatz zum Vorjahr steht in der wichtigen Wintervorbereitung nicht mehr ein 14-tägiges Trainingslager, sondern ein fünftägiger Trip nach Ägypten und ein zehntägiger Aufenthalt in Spanien auf dem Programm. "Zwei Wochen durchgehend sind für die Psyche der Spieler einfach zu viel", erklärte Hickersberger, der auch die Anzahl der Ausdauerläufe reduzieren wird.

Weniger Testmatches

Weitere Änderungen im Saisonaufbau sind in punkto Vorbereitungsspiele geplant. Diesmal werden die Hütteldorfer deutlich weniger Testmatches, dafür aber gegen stärkere Gegner, bestreiten. Ein neuer Kunstrasenbelag (Kosten knapp 500.000 Euro) soll den Grün-Weißen auch im Wiener Winter gute Trainingsbedingungen ermöglichen. Verlegt wurde der neue Belag aber noch nicht, sollte es sich witterungsbedingt in diesem Winter nicht mehr ausgehen, würden die Rapidler ihre Einheiten auf dem Kunstrasenplatz des Ostligisten PSV Team für Wien absolvieren.

Hickersberger ist auch auf Grund dieser Modifizierungen überzeugt, dass seine Elf bis zum Schluss im Titelrennen bleiben wird. "Und das Verletzungspech haben wir heuer hoffentlich schon im Herbst gehabt", meinte Hickersberger, der phasenweise unter anderem Kincl, Ivanschitz und Garics hatte vorgeben müssen.

Pasching in Lauerstellung

Nur zwei Punkte hinter den Hütteldorfern rangiert Superfund Pasching nach dem 1:0 in Salzburg auf dem dritten Platz. "Diese Tabelle werde ich mir zu Hause aufhängen. Wir haben Lunte gerochen. Die Wiener Klubs müssen Meister werden, wir haben da keinen Druck und können entspannt in die Winterpause gehen", frohlockte Trainer Georg Zellhofer. Salzburg-Coach Peter Assion bekam trotz der vierten Niederlage en suite von Präsident Rudi Quehenberger den Rücken gestärkt. "Er wird auch im Frühjahr die Doppelfunktion Sportdirektor und Trainer ausüben."

Beim GAK keimten nach dem 5:2 gegen die Admira wieder leise Hoffnungen auf, den Titel doch noch erfolgreich zu verteidigen. "Der Herbst war insgesamt nicht so schlecht, nur in vier der letzten fünf Runden hatten wir einen Hänger", sagte Walter Schachner, der sich nun voll auf das entscheidende UEFA-Cup-Match am Mittwoch daheim gegen Alkmaar konzentriert.

Schlusslicht Bregenz hat mit dem 1:1 vor eigenem Publikum im "Kellerduell" mit Sturm die Gelegenheit verpasst, mit den Grazern nach Punkten gleichzuziehen. Nun hofft Betreuer Regi van Acker auf die Spendierfreudigkeit von Präsident Hans Grill, von dem er gern drei neue Spieler hätte. "Wenn Neue kommen, müssen einige gehen", kündigte der Belgier an, ohne Namen zu nennen. (APA)