Wien - "Was da passiert, ist für unsere Bevölkerung schrecklich", meinte der irakische Botschafter in Österreich, Tariq Aqrawi, am Donnerstag in einem Interview im Ö1-Mittagsjournal zur Lage im Irak. "Die terroristischen Aktivitäten treffen vor allem die Zivilbevölkerung, nicht die amerikanischen Soldaten." Aqrawi räumte ein, dass die USA bei ihrer Irak-Politik Fehler gemacht hätten, machte jedoch auch die Nachbarstaaten für die Lage verantwortlich. "Elemente von außen wollen nicht, dass der Irak demokratisch wird."

Auch jüngst berichtete Übergriffe auf christliche Minderheiten seien auf "Einfluss des Auslandes" zurückzuführen, so Aqrawi. So werde auch in Sendungen in Al-Jazeera, dem größten arabischen Fernseh-Sender, die christliche Kultur als Bedrohung dargestellt. Aqrawi gilt als international erfahren: der 62-Jährige lebte in Großbritannien und Deutschland und war bis zuletzt Mitglied der kurdischen Autonomieregierung im Nord-Irak.

Föderale Struktur

Den kurdischen Weg sieht der Botschafter als mögliche Lösung für die Probleme im Irak: Konflikte zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden könnten durch weitgehend föderale Struktur beigelegt werden. Die Autonomieregierung im Nordirak stelle immerhin eine seit Jahren funktionierende Demokratie dar, meint Aqrawi. "Wir haben auch den ganzen Prozess durchgemacht. Ein, zwei Jahre hat das gedauert, dann hatten wir unsere Ruhe." Auch der Irak werde ein bis zwei Jahre nach den Wahlen eine freie Demokratie und damit ein Beispiel im Nahen Osten sein.

Doch auch der Botschafter räumt ein, dass Terror und Unruhen noch einige Zeit weiter gehen werden. Die Wahlen deswegen abzusagen, hält Aqrawi aber für den falschen Weg. "Ich glaube, nach der Wahl am 30. Jänner wir alles anders." Bei der Bekämpfung des Terrornetzwerks Al-Kaida müsse jedoch die ganze Welt zusammenarbeiten: "Jeder ist betroffen. Die Bomben fliegen auch in europäischen Ländern." (APA)