Graz - Bis zu 20 Kilometer lange Förderstrecken kann das an der Montanuniversität Leoben entwickelte neue Fördersystem für Schüttgut überwinden. Durch die Kombination von Seilbahn- mit Gurtfördertechnik werde der Transport von Massenschüttgütern wesentlich kostengünstiger und effizienter als bei bisherigen Fördersystemen, hieß es am Donnerstag von Seiten der Montanuniversität.

Massenschüttgüter sind beispielsweise Erze und mineralische Rohstoffe unterschiedlicher Art, die zur Produktion von industriell eingesetzten Werkstoffen benötigt werden. Auf Grund ihres spezifisch geringen Wertes sind daher die Kosten der Beförderung entscheidende Einflussgrößen auf den Gesamtpreis des Produktes. Am Leobener Institut für Fördertechnik und Konstruktionslehre wurde in Kooperation mit dem österreichischen Seilbahnunternehmen Doppelmayr Seilbahnen GmbH ein Fördersystem entwickelt, das diesem Umstand Rechnung trägt.

Geringere Bewegungswiderstände

Der Fördergurt des so genannten RopeCon-Systems, an dem beidseitig Wellkanten angebracht sind, besteht aus einem Flachgurt mit mehrlagigem Polyester-Polyamidgewebe oder Stahlseileinlagen, die das Schüttgut in seiner Lage begrenzen. Am Fördergurt selbst sind in regelmäßigen Abständen Querstege befestigt, an denen seitlich Seilrollen montiert sind. Diese Seilrollen laufen auf insgesamt vier Tragseilen, welche zwischen der Auf- und Abgabestation gespannt werden. Auf Grund der geringeren Bewegungswiderstände im Vergleich mit konventionellen Gurtfördersystemen sei bei dem Leobener System eine Einsparung der Antriebsleistung von bis zu 50 Prozent möglich, hieß es.

"Aber nicht nur das große Einsparungspotenzial an Betriebskosten ist hier für die Industrie von enormer Bedeutung, auch die bessere Überbrückbarkeit von Hindernissen im Vergleich zu alternativen Förderkonzepten ist revolutionär", erläuterte der Institutsvorstand Franz Kessler. "Mit Hilfe von Stützen in Abständen von bis zu zwei Kilometern können wir mit diesem innovativen Fördersystem bis zu 20 Kilometer lange Förderstrecken überwinden", so Kessler. Nach dem Bau eines Prototypen in Strengen (Tirol) wurde in Lenzing (OÖ) bereits ein weiteres System zum Transport von Hackschnitzeln für ein Viskosefaserwerk installiert. "Die Hackschnitzel können damit direkt vom Lager über alle Gebäude, Verkehrswege und Lagerplätze hinweg problemlos zur Weiterverarbeitung gelangen", so Kessler. Bestellungen und Anfragen zu dem neuen Fördersystem kämen bereits "aus allen Kontinenten". (APA)