Bild nicht mehr verfügbar.
Dieses Amateurvideo brachte den Skandal beim Bundesheer ins Rollen: Eine simulierte Geiselnahme in der Freistädter Tilly-Kaserne. Grundwehr- diener sind die Opfer, Ausbildner die Täter.
In dem Merkblatt vom 20. September 2002 heißt es. "Um in Ausnahmesituationen wie Geiselhaft trotz aller widrigen Umstände dennoch kontrolliert und handlungsfähig zu bleiben, sind Ausbildung in Form von theoretischen Unterrichten oder praktischen Übungen notwendig. Es ist entlastend, wenn man weiß, wie verschiedene Typen von Geiselnehmern, Behörden und militärische Vorgesetzte oder zur Betreuung eingesetzte Spezialeinsatzkräfte denken und wie sie wahrscheinlich handeln."
Pilz fordert Suspendierung von Generalmajor Segur-Cabanc
"Wir sind die Objekte ministerieller Desinformation geworden, auch der Minister", sagt Pilz. Er fordert die sofortige Suspendierung von Generalmajor Christian Segur-Cabanc, dem Führungschef der Armee. "Der Minister muss jetzt zeigen, dass er nicht nur kleine Vizeleutnants suspendieren kann", so Pilz.
Segur-Cabanc selbst hatte zu den bekannt gewordenen Fällen, in denen Geiselnahmen simuliert wurden, gemeint: "Eine Vorgangsweise, die in keinem Punkt von den Ausbildungsvorschriften gedeckt ist." Ähnliche Dramaturgien seien nur bei Berufssoldaten von Spezialeinsatzkräften erlaubt. Laut Pilz wusste der Generalmajor aber von der Weisung, die von Brigadier Günther Dorner, im Verteidigungsministerium für die Jagdkräfte verantwortlich, gezeichnet ist. Für Pilz ist es ein Skandal, dass Segur-Cabanc trotz der Weisung immer wieder von Einzelfällen gesprochen hat. Dabei hätten die suspendierten Unteroffiziere nur eine Anweisung aus dem Ministerium befolgt.
Abteilungsleiter von Tätigkeit entbunden
Platter zog noch am Donnerstag weitere Konsequenzen: "Ab sofort ist der für die Ausbildung verantwortliche Abteilungsleiter vorläufig von seiner Tätigkeit entbunden", sagte der Verteidigungsminister. "Weiters wurde die Kontrollsektion beauftragt entsprechende Untersuchungen nun auch im Generalstab einzuleiten." Alle Dienststellen wurden per Erlass angewiesen, dass Rekruten unter keinen Umständen für die Durchführung von fiktiven Festnahmen und Geiselnahmen herangezogen werden dürfen.