Skopje/Belgrad - Rund 200 bewaffnete Albaner halten seit Tagen Mazedonien praktisch in Schach. Die ehemaligen Kämpfer der aufgrund des Friedensabkommens von Ohrid vor drei Jahren formal aufgelösten "Befreiungsarmee" hätten Kondovo, einen Vorort oberhalb der Hauptstadt Skopje, besetzt und hielten "Mörser und Panzerfäuste" auf die Innenstadt, das mazedonische Parlament und das Verteidigungsministerium gerichtet, berichteten mazedonische Medien. Die Rebellen fordern eine "zusätzliche Amnestie" für ehemalige "Befreiungskämpfer" sowie "Sonderrechte und soziale Unterstützung" für Familien gefallener und verwundeter albanischer "Soldaten". Andernfalls würden sie Skopje unter Beschuss nehmen.

Die nationalistische mazedonische Opposition setzt sich energisch gegen Verhandlungen mit "albanischen Kriminellen" ein. Wie der STANDARD aus Regierungskreisen erfuhr, wagten die Streitkräfte nicht einzugreifen, weil man als Gegenreaktion einen bewaffneten Aufstand der Albaner in ganz Mazedonien befürchtet.

Die Verhandlungen zwischen dem Sozialdemokratischen Bund und der albanischen Demokratischen Union für Integration (DUI) über eine Koalitionsregierung, die die nach dem Rücktritt von Premier Hari Kostov entstandene Regierungskrise überwinden sollen, dauern unterdessen an. Der Vorsitzende der DUI und ehemalige Kommandant der "Befreiungsarmee", Ali Ahmeti, versuchte die Rebellen in Kondovo zu überzeugen, sich bis zur Bildung der neuen Regierung zu gedulden. Ahmeti sprach sich entschieden gegen eine Intervention der Polizei in Kondovo ein.(DER ANDARD, Printausgabe, 10.12.2004)