Foto: TVB Hallein
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Der Traum jedes Hit-Schreibers erfüllte sich am 24. Dezember 1818. Der Dorfschullehrer kommt zum Organisten, drückt ihm ein Gedicht in die Hand, und der schreibt schnell bis zur Mitternachtsmette eine Melodie dazu. In D-Dur, für zwei Solostimmen, Chor und Gitarre.

Die Orgel lässt der Organist weg, weil sie gerade nicht funktioniert (von Kirchenmäusen kaputtgebissen, wie der romantische Geschichtsschreiber gerne erzählt), oder weil er, der gerne Gitarre spielt, das einfach "stiller" und "einsam wachender" findet.

Ein Orgelbauer aus dem Zillertal, zum Reparieren angereist, nimmt das Lied nach Tirol mit, eine sangesfreudige Familie tourt damit durch Deutschland, vier Jahre später wird das Weihnachtslied aller Weihnachtslieder bereits vor Kaisern und Zaren gesungen, 20 Jahre braucht es nach New York und wird überall als "Tiroler Volkslied" vermarktet, bis Gruber davon hört und eine "Authentische Veranlassung" nach Berlin schickt, in der er die Entstehungsgeschichte klarstellt.

In wie viele Sprachen das Liedlein übersetzt wurde, weiß der Himmel, von "Usiku mtakatifu" (Suaheli) bis "Shizukeki mayonaka" (Japanisch) oder "Ákamot mét" (Indianisch) wird das lachende Krippenkind besungen.

Dass da Gedenkstätten, Ehrengräber, Gedächtniskapellen, Traditionschöre und eben auch ein Museum sein müssen, um an dem weltumjubelnden Weihnachtslied zu partizipieren, ist zu erwarten.

Stille-Nacht-Museum in Hallein

So kann man in Wagrain das Mohr-Grab und die Mohr-Gedächtnisorgel besuchen (was die Mohr-Anhänger, die behaupten, er allein sei der Erfinder, besonders begeistert) oder in Oberndorf bei Salzburg die Mohr-Gruber-Gedächtniskapelle, die dort steht, wo beide einst erstmals ihren Weihnachtshit trällerten.

Wer allerdings ein bisschen näher an das Lied heranwill, kann in das Stille-Nacht-Museum in Hallein, zu Wohnhaus und davor liegendem Grab von Franz Xaver Gruber pilgern. Dort sieht man nicht nur sein Originalklavier, sondern auch ein seltsames Mini-Orgel-Instrument, das er sich extra für zu Hause bauen ließ, eine Art Vorläufer der Hammondorgel. Und die Originalgitarre, die zufällig in einem Gasthaus in Kuchl wieder aufgetaucht ist.

Fotos und Schriftstücke erzählen über das Leben der Hit-Fabrikanten, die beide recht bescheiden lebten und starben: ein recht kleines Museum, das man mit jemandem besuchen sollte, der diese Weihnachtsgeschichte mit G'schichterln bunter macht. Deshalb extra nach Hallein zu fahren zahlt sich nur für eingefleischte Memorial-Besucher aus.

Wer aber auch einen endlich ein bisschen anderen Weihnachtsmarkt erleben will - den Salinen-Weihnachtsmarkt in einem riesigen, alten Salzmagazin, wo uralte Balken und Krippenszenen statt schneeartig "überzuckert" eben "übersalzen" sind - und vielleicht das neue, gar nicht fade, sondern wirklich spannend gemachte Keltenmuseum mitnimmt, der hat in Hallein einen außergewöhnlichen, stimmigen und interessanten Vorweihnachtstag verbracht.

Am 24. Dezember wird übrigens jährlich vom Chor "Halleiner Liedertafel" und zwei Sängern, begleitet auf der Originalgitarre um 17 Uhr vor dem Museum neben Grubers Grab "Stille Nacht" gesungen. Bisher ein Geheimtipp für romantische Gemüter, seit dem Vorjahr (als sich zwei TV-Gesellschaften vor laufenden Kameras um den besten Aufnahmeplatz stritten) eher eine Massenveranstaltung.