New York - Die USA haben am Donnerstag Spekulationen zurückwiesen, wonach die Bush-Administration den Rücktritt von UNO-Generalsekretär Kofi Annan fordere. "Wir halten es für wichtig, unsere Position klarzustellen", sagte der amerikanische UNO-Botschafter John Danforth. "Wir fordern weder den Rücktritt des Generalsekretärs noch arbeiten wir darauf hin. Wir haben in der Vergangenheit sehr gut mit ihm zusammengearbeitet, und wir gehen davon aus, auch künftig sehr gut mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte Danforth vor Journalisten im UNO-Hauptquartier in New York.

Danforth fügte hinzu, der Generalsekretär sei zur Zeit mit "sehr wichtigen Fragen" befasst, darunter die bevorstehenden Wahlen im Irak, die Palästina-Frage und die Situation im Sudan, wo er, Annan, stark persönlich engagiert sei. "Niemand hat meines Wissen nach Zweifel an der persönlichen Integrität des Generalsekretär geäußert, und wir ganz gewiss nicht", sagte Danforth.

Ausschuss untersucht Vorwürfe

In den vergangenen Tagen hatten etliche Kongressmitglieder Annan zum Rücktritt aufgefordert. Er sei als UNO-Chef für die angebliche Unterschlagung von Milliardensummen durch das Regime Saddam Husseins verantwortlich gewesen. Diese Gelder - es handelt sich um schätzungsweise 21 Milliarden Dollar (15,8 Mrd. Euro) - seien von dem Öl-für-Lebensmittel-Programm abgezweigt worden, das zwischen Jänner 1997 und November 2003 zur Versorgung der irakischen Zivilbevölkerung gedient hatte.

Annan lässt die Vorwürfe durch einen vom ehemaligen US-Notenbankchef Paul Volcker geleiteten Ausschuss untersuchen. Vocker will im Jänner einen vorläufigen Bericht vorlegen. Mit den Beschuldigungen befassen sich auch mehrere Kongressausschüsse.

Danforth sagte, die Ermittlungen seien wichtig und müssten den Vorwürfen auf den Grund gehen. Alle Beteiligten müssten bei den Ermittlungen kooperieren. "Im Wesentlichen handelt es sich hier um strafrechtliche Ermittlungen: Wurden Betrügereien begangen, kamen Bestechungen vor, wurden Schmiergelder gezahlt. Wenn ja, dann: Wer hat was bekommen?", sagte Danforth.

Bisher unbestätigten Berichten zufolge wurden hohe Regierungsbeamte von Mitgliedstaaten und UNO-Spitzenfunktionäre vom Irak bestochen. "Ich möchte aber erneut klarstellen, dass es sich hierbei nicht um eine unterschwellige Botschaft unsererseits handelt, um den Generalsekretär loszuwerden", betonte Danforth. (APA)