Hamburg - Jeden Tag sterben auf Intensivstationen in Deutschland rund 150 Menschen an den Folgen einer Blutvergiftung. Das ergab eine Studie, die auf dem Kongress für Intensivmedizin und Notfallmedizin in Hamburg vorgestellt wurde und erstmals exakte Daten zur Verbreitung der so genannten Sepsis in der Bundesrepublik lieferte. Die Sterblichkeit dieser häufig unterschätzten Erkrankung liege somit vergleichbar hoch wie beim akuten Herzinfarkt und höher als beim Brust- oder Darmkrebs, erklärte Kongresspräsident Konrad Reinhart.

Ursache

Eine Sepsis entsteht, wenn von einer zunächst örtlich begrenzten Infektion die Erreger über das Blut andere Bereiche und Organe im Körper befallen. Häufigste Ursache für eine solche Blutvergiftung ist nach Angaben der Experten eine Lungenentzündung. In einem geschwächten Immunsystem können sich Viren, Bakterien und deren Giftstoffe in wenigen Stunden im gesamten Organismus ausbreiten und dort massive Entzündungsreaktionen hervorrufen. Ohne unmittelbare intensivmedizinische Behandlung hat der Patient oft keine Überlebenschance. Ähnlich wie beim Herzinfarkt zähle auch bei der Therapie der Blutvergiftung jede Minute, betonte Reinhart.

Nach der neuen Studie stirbt jeder zweite Sepsispatient. Die Wissenschaftler hatten die Daten von etwa 3.800 Krankenhauspatienten ausgewertet. Elf Prozent von ihnen litten am Untersuchungstag an einer schweren Blutvergiftung oder hatten einen so genannten septischen Schock. "Von diesen Patienten verstarben 52 Prozent im Krankenhaus, weitere 22 Prozent erlitten eine schwere Infektion", berichtete Reinhart. Nach Hochrechnungen der Mediziner sterben in Deutschland damit jedes Jahr rund 55.000 Menschen auf einer Intensivstation an den Folgen einer Sepsis. (APA/AP)