Marcello Dell'Utris Karriere wurde von seinen Schwierigkeiten mit der Justiz nicht abgebremst. Im Gegenteil: Er stiegt zur Nummer zwei der Forza Italia auf.

Rom - Dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi stehen heikle Tage bevor. Der Regierungschef fiebert nicht nur dem ihn selbst betreffenden Urteil im Mailänder Korruptionsprozess entgegen - dieses wird voraussichtlich noch am Freitagnachmittag nach dreijährigem Verfahren ausgesprochen. Am Samstagvormittag werden die Richter in Palermo auch das Urteil im Prozess gegen Berlusconis Vertrauensmann Marcello Dell'Utri bekannt geben, der der Mafia-Verstrickungen verdächtigt wird.

Seit zwölf Tagen beraten die Richter über das Urteil. Die Staatsanwälte von Palermo werfen dem 63-jährigen Dell'Utri vor, in den achtziger Jahren und bis 1994 Verbindungen zur sizilianischen Mafia gepflegt zu haben. Sie fordern deswegen elf Jahre Haft für den Politiker. Die Justizbehörden vermuten, dass Dell'Utri - er ist seit 1994 Parlamentarier der Forza Italia - der Mafia Schmiergelder gezahlt hat.

Sieht sich als Opfer einer Verleumndungskampagne

Dell'Utri hatte sich stets als Opfer einer politischen Verfolgungskampagne bezeichnet. Er war Ende April von einem Mailänder Gericht wegen eines Erpressungsversuchs zu zwei Jahren Haft und zur Zahlung einer Entschädigung von 15.000 Euro verurteilt worden. Laut den Richtern hatte Dell'Utri im Jahr 1992 als Chef von Berlusconis Werbefirma Publitalia mit Unternehmern ein Sponsor-Abkommen für ein sizilianisches Basketballteam im Wert von 550.000 Euro abgeschlossen. Er hatte jedoch die Hälfte der Summe schwarz als steuerfreies "Honorar" verlangt.

Der ehemalige Geschäftsführer der "Publitalia" war 1996 von einem Gericht in Turin bereits zu drei Jahren Haft wegen Steuerbetrugs und Urkundenfälschung verurteilt worden. Der aus Sizilien stammende Dell'Utri war im Mai 1995 in Untersuchungshaft genommen worden, da er angeblich Unterlagen gefälscht und Beweismaterial vernichtet hat.

Nummer zwei der Forza Italia

Die Schwierigkeiten mit der Justiz haben Dell'Utris Karriere aber nicht gebremst. Vor zehn Tagen rückte er zur Nummer zwei der Forza Italia, Italiens stärkster Regierungspartei, auf. Dell'Utri, seit mehr als 20 Jahren Vertrauensmann Berlusconis, wurde zum Vizevorsitzenden der Gruppierung ernannt. Er soll nun eine Strategie für die Regionalwahlen im kommenden Frühjahr entwerfen und der Partei neuen Schwung verleihen, nachdem sie im vergangenen Jahr starke Einbußen in der Popularität hinnehmen musste. (APA)