Barroso sei überzeugt, dass ein Beitritt gut für die Türkei und EU wäre, sagte Le Bail. Im übrigen erwarte der Kommissionspräsident beim Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag in Brüssel ein "positives Ergebnis" für die Türkei. Zudem habe Barroso zu erkennen gegeben, dass er einen Beginn der Verhandlungen im nächsten Jahr befürworte. Das Datum für den Startschuss der Gespräche ist nach wie vor offen. Diplomaten in Brüssel gehen davon aus, dass diese Frage erst auf dem Gipfel geklärt wird.
Erdogan: Kriterien erfüllt
Am Donnerstagabend hatte Erdogan betont, er rechne mit der Aufnahme von Verhandlungen im nächsten Jahr. Sein Land habe die Kriterien dafür erfüllt, sagte Erdogan vor einem Treffen mit dem amtierenden Ratsvorsitzenden und niederländischen Regierungschef Jan Peter Balkenende. Die EU hatte der Türkei Ende 2002 zugesagt, dass die Gespräche "ohne weitere Verzögerung" beginnen, wenn das Land die Kriterien dafür erfüllt habe.
Brüsseler Diplomaten ließen durchblicken, dass die EU-Staats- und Regierungschefs der Türkei keine "privilegierte Partnerschaft" statt einer Vollmitgliedschaft anbieten werden. Der Gipfel kommende Woche werde aber auf die "Ergebnisoffenheit" von Beitrittsverhandlungen verweisen, hieß es am Freitag in Brüssel. In den strittigen Punkten wie dem Verhandlungsbeginn und den Vorkehrungen für den Fall eines Scheiterns sei erst "auf Chefebene" mit einer Einigung zu rechnen.
Klare Erwartungen
Die Türkei meldete ihrerseits für Brüssel klare Erwartungen an. "Unser Ziel ist die eindeutige, unbestreitbare und unbedingte Mitgliedschaft," sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan im türkischen Fernsehen (Kanal D). Diese Aussicht dürfe nicht verwässert werden. Der Gipfel sei für die Türkei aber nicht der "Tag des Jüngsten Gerichts". Ergogans Stellvertreter in der Regierungspartei AKP, Murat Mercan, mahnte in Wien die EU zur Fairness. Auch er bekräftigte die Ablehnung einer Alternative - wie einer priviligierten Partnerschaft - zu einer EU-Vollmitgliedschaft.
Brüsseler Diplomaten spielten unterdessen die Möglichkeit herunter, dass das EU-Mitglied Zypern seine Drohung wahr machen könnte, beim Gipfel gegen die Aufnahme von Verhandlungen zu stimmen, falls Ankara weiter die griechische Republik Zypern im Süden der Insel nicht offiziell anerkenne. Eine Blockadehaltung der griechischen Zyprioten auf dem Gipfel sei inzwischen wenig wahrscheinlich. Bisher erkennt die Türkei nur die international nicht anerkannte 2Türkische Republik Nordzypern" an, die nach der türkischen Invasion im Jahr 1974 entstand.
Zypern stellt Bedingungen