Nun sollen die Schwierigkeiten in der schulischen Förderung von Kindern nicht deutscher Muttersprache nicht kleingeredet werden. Es wäre aber auch an der Zeit, davon zu sprechen, wie viel soziale Kompetenz, Bildungsethos und demokratiepolitisches Bewusstsein gerade auch von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in die Schulen gebracht wird.
Schule
<b>Kommentar der anderen</b>: So genannte "Problemkinder"
Ein Streiflicht zum Thema Pisa und Migration - Von Heidemarie Uhl
Die laufenden Debatten
um die Pisa-Studie haben leider bereits ein
ganz und gar nicht erfreuliches "Ergebnis" gezeitigt –
und zwar, dies sei festgehalten, wohl entgegen den Intentionen der an dieser Diskussion beteiligten Politiker/innen und Schulexperten –:
nämlich die Verfestigung der
Vorstellung von den negativen
Auswirkungen der Migration.
Zur Illustration ein kurzer
Rückblick auf eine Diskussionsveranstaltung über
Schule und Demokratiepolitik
im Brigittenauer Gymnasium
vor einigen Tagen: Obwohl am
späteren (unterrichtsfreien)
Nachmittag angesetzt, haben
sich rund 30 Schüler/innen
eingefunden. Eine ihrer Fragen an das Podium lautet: Was
hat man davon, wenn man
demonstriert? In der Diskussion wurde der persönliche
Erfahrungshintergrund dieser
Frage rasch klar: Die betreffende Schülerin hatte wegen oppositioneller Aktivitäten aus
dem Iran flüchten und ihre Familie verlassen müssen. Ein
anderer Schüler berichtet,
dass seine Eltern wegen der
Teilnahme an einer Demonstration schwer misshandelt
worden waren. Aus diesen
und anderen persönlichen Erfahrungsberichten entwickelt
sich eine engagierte Diskussion über den Einsatz für demokratische Grundrechte und
warum es sich dafür zu kämpfen lohnt – gerade auch in diktatorischen Regimen. Zu Wort
melden sich überwiegend junge Frauen mit eigener oder familiärer Migrationserfahrung.
Was wir – die Teilnehmer/innen am Podium – hier in beeindruckender Form erfahren
konnten, ist sicher nicht immer schulischer Alltag, vor allem nicht an den Pflichtschulen, aber es ist auch Teil der
vielfältigen schulischen Realität in Wien. Denn engagierte,
motivierte und gut gebildete
junge Menschen mit nicht
deutscher Muttersprache gibt
es sicher nicht nur am Brigittenauer Gymnasium. Auch ihre
Stimme sollte gehört werden,
wenn es um die Frage Schule und Migration geht. (DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.12.2004)