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Der russische Leitindex RTS gab in zwei Tagen um zehn Prozent nach.

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Der russische Markt bleibt ein Feld für Anleger mit guten Nerven. In den vergangenen Tagen stürzten russische Werte beinahe ins Bodenlose.

Ausgelöst wurde die Panik, als die Behörden plötzlich dem Konzern "Vympelkom" Steuernachforderungen für das Jahr 2001 von insgesamt 4,4 Milliarden Rubel (157 Mio. Dollar, 118 Mio. Euro) inklusive Strafen vorlegten.

Solides Unternehmen

"Vympelkom" ist mit knapp 23 Mio. Abonnenten Russlands zweitgrößter Telekommunikationsanbieter. Das Unternehmen gilt als solide und beispielhaft hinsichtlich Transparenz und corporate governance; als Neugründung aus dem Jahr 1996 war es nicht in den Privatisierungssumpf verwickelt.

"Schlimmer war es nur, als man Chodorkowski verhaftet und die ersten Steuernachforderungen an Yukos gestellt hat", sagen Kenner der Szene. Neben dem Erdölkonzern Yukos und seinem Ex-Chef Michail Chodorkowski stehen zunehmend auch andere Unternehmen im Visier der russischen Regierung.

Ein politischer Hintergrund wie bei Yukos wird bei "Vympelkom" fürs Erste nur vorsichtig diskutiert. Beobachter sind jedoch hellhörig, weil das drittgrößte Mobilfunkunternehmen "Megafon" nur die symbolische Summe von 124 Mio. Rubel an Steuernachforderungen erhielt.

Yukos-Reflex

Aber allein durch den "Yukos-Reflex" sackten die "Vympelkom"-Aktien binnen zweier Tage um knapp 30 Prozent ab. Zudem wurden alle großen Werte mitgerissen. Der russische Leitindex RTS gab um zehn Prozent nach.

Die Besorgnis über das Schicksal großer russischer Unternehmen ist auch bei westlichen Investoren groß. Sie sind seit der Causa Yukos vorsichtig geworden. Westliche Fonds verkauften dieser Tage aktiv. Auch Direktinvestitionen leiden unter einem Klima der Unsicherheit. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.12.2004)