Wien - Der zurückgetretene Innenminister Ernst Strasser (V) dementierte in der "ZIB 2" Berichte, wonach es beim Gespräch mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) Schreiduelle gegeben habe. In der "ZIB 2" Freitag abend sagte Strasser, man habe sich "in guten Gesprächen die Situation angesehen. Ich habe den Kanzler über meine persönlche Entscheidung informiert, über mein künftige Lebensplanung und ich habe dann auch zur richtigen Zeit gesagt, dass es besser ist, wenn es auch die Öffentlichkeit erfährt".

Darauf angesprochen, dass es besser gewesen wäre, wenn der Parteichef die Möglichkeit erhalten hätte, einen Nachfolger für ihn zu suchen, sagte Strasser: "Ich glaube, dass in der Politik manchmal anders geht als man das plant". Jedenfalls habe Schüssel mit Verteidigungsminister Günther Platter (V) als Innenminister eine sehr gute Entscheidung getroffen. Er habe auch bereits mit Platter Gespräche über die Amtsübergabe geführt.

Kein name-dropping

Bedenken, dass ein Minister für äußere und innere Sicherheit nur in Militärdiktaturen üblich sei, hat Strasser nicht. "Dann muss Luxemburg eine schwere Militärdiktatur sein. Dort ist das gang und gebe". Befragt, ob die Abgeordnete Ulrike Baumgartner-Gabitzer Nachfolgerin werden könnte, sagte Strasser, es gebe überhaupt keinen Grund, mit einem name-dropping zu beginnen.

Auf die Frage, ob ihm schwarz-grün als Koalition lieber gewesen wäre, meinte Strasser, dies wäre "jedenfalls eine interessante Alternative" gewesen. Er sei "zum damaligen Zeitpunkt verantwortlich für die Koalitionsgespräche mit Pilz, Stoisits und Haidlmayr in den Fragen Verteidigng, Sicherheit, Zivildienst und Migration gewesen. Wir haben ein fertiges Paket geschnürt gehabt, und ich habe Respekt vor dem Wissen und auch der Art und Weise, wie die Verhandlungen abgelaufen sind. Die Grünen sind eine Partei, die wohl gut vorbereitet ist und ein ernsthafter und interessanter Partner".

Wie es beruflich weitergeht, wollte Strasser nicht sagen. "Ich habe zwei interessante Angebote. Jedenfalls werde ich in Wien bleiben. Nach den Angeboten werde ich vermutlich geschäftlich viel im Ausland zu tun haben".

Schüssel: "Er wollte gleich gehen"

Innenminister Ernst Strasser (V) "wollte gleich gehen, ich habe gebeten, mehr Zeit zu haben", schilderte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) in der "ZIB 2" des ORF Freitag abend die jüngste Entwicklung rund um den Rücktritt Strassers. Er, Schüssel, sei davon ausgegangen, dass das Gespräch mit Strasser "vertraulich bleibt. Ich habe allerdings zur Kenntnis genommen, dass das schon durchgesickert ist". Daher habe er sofort einen Wechsel vorgenommen. Verteidigungsminister Günther Platter (V) werde morgen angelobt und eine "Übergangslösung für vier bis fünf Wochen sein".

Weder überrascht noch enttäuscht

Dass er überrascht oder enttäuscht über Strasser sei, negierte Schüssel. "In der Politik gibt es keine pragmatisierten Posten. Es ist völlig klar, jeder Minister hat das Recht, seinen Weg zu gehen. Ich hätte mir gewünscht, bis zum Ende der Legislaturperiode zusammen zu bleiben".

Auf Probleme der Beziehung zwischen ihm und Strasser angesprochen sagte Schüssel, "das Team war und ist freundschaftlich verbunden. Das ist auch eine Stärke, die die ÖVP auszeichnet". Was die endgültige Nachbesetzung angeht, sei dies "meine Entscheidung. Ich werde einen Vorschlag machen, den wir im Parteivorstand hoffentlich beschließen". Auf die Frage, ob es vorher zu Konsultationen mit Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (V) kommen werde, sagte Schüssel: "Im Parteivorstand". (APA)