Hamburg - Vor der Entscheidung der europäischen Staats- und Regierungschefs über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die EU scharf angegriffen. Im der "Bild am Sonntag" sprach Erdogan von einer Diskriminierung der Türkei.

"Ich habe den Eindruck, die Türkei wird an strengeren Maßstäben gemessen als andere Beitrittskandidaten", sagte der Regierungschef. "Kein anderes Land musste 41 Jahre an der Tür zur Europäischen Union warten. Wir haben alle Vorgaben erfüllt, und trotzdem zögern die Europäer. Das kann man durchaus Diskriminierung nennen."

Erdogan beharrt auf Positionen

Vor dem Brüsseler EU-Gipfel nächste Woche beharrte Erdogan auf seinen Positionen. Nach seinen Erwartungen gefragt, sagte der Ministerpräsident: "Erstens: Für die Regierung in Ankara kommt nichts anderes in Frage als eine Vollmitgliedschaft. Eine privilegierte Partnerschaft würden wir niemals hinnehmen. Zweitens: Außer den Kopenhagen-Kriterien der EU können wir keine neuen politischen Forderungen akzeptieren. Drittens: Die Beitrittsverhandlungen müssen ohne irgendwelche Verzögerungen beginnen, das heißt: im ersten Halbjahr 2005." In die EU wolle Ankara "so schnell wie möglich aufgenommen werden", fügte er hinzu. Zu den so genannten Kopenhagen- Kriterien gehören Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Minderheitenschutz.

Der Terrorismus könne "nur besiegt werden, wenn ganz Europa zusammensteht und seine Anstrengungen aufeinander abstimmt", sagte Erdogan. Als "Brücke zwischen Europa und Asien" könne die Türkei "zur Verständigung der Kulturen beitragen". Ein Nein zum EU-Beitritt "würde das verheerende Signal setzen, dass Europa keinen großen Wert auf eine Verständigung der Kulturen legt". (APA/dpa)