Wien - Der ärztliche Leiter des Rudolfinerhauses, Lothar Wicke, wird nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse" zurücktreten. "Am Sonntag gehe ich", wird Wicke von der Zeitung zitiert. Als Grund für den Rücktritt habe er "Arbeitsüberlastung" angegeben, so die Zeitung. In Ärztekreisen werde jedoch vermutet, dass ein Zusammenhang mit der möglichen Vergiftung des ukrainischen Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko besteht.
Im Zuge der Behandlung Juschtschenkos sei es zu internen Querelen gekommen, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter. Schon in den Vorwochen seien im Rudolfinerhaus unterschiedliche ärztliche Dokumente über Juschtschenkos Krankheitsbild kursiert. Gegen Wicke hatte es auch anonyme Drohanrufe gegeben, nachdem er sich über den Fall Juschtschenko geäußert hatte. Wicke erhielt daraufhin Personenschutz.
Kein "Ärztekrieg"
Der Präsident des Rudolfinerhauses, Michael Zimpfer, gab gegenüber der "Presse" an, er glaube nicht, dass Wickes Rücktritt mit der Affäre Juschtschenko zusammenhänge. Es gebe auch keinen "Ärztekrieg". Zimpfer weiter: "Aus meiner Sicht kann er gerne bleiben."
Juschtschenko kam Freitag Abend zu medizinischen Nachuntersuchungen wieder nach Wien. Schon im September und Oktober war er wegen rätselhafter Beschwerden im Rudolfinerhaus behandelt worden. Behandelnde Ärzte waren Spitals-Präsident Zimpfer und der ukrainische Chirurg Nikolai Korpan. Korpan sprach Anfang der Woche gegenüber der "Times", man könne sicher von einer Vergiftung ausgehen; zwei Tage später widerrief er jedoch diese Aussage.(APA)