Bagdad - Im Irak ist erstmals ein Kandidat für die Parlamentswahl im Jänner einem gezielten Anschlag zum Opfer gefallen. Sattar Jabar, ein Mitglied der Hisbollah-Bewegung, war zuvor in einem Drohbrief davor gewarnt worden, bei der Wahl anzutreten, wie die Gruppe am Freitagabend mitteilte. Auch am Samstag setzten Rebellen ihren blutigen Kampf gegen die US-Streitkräfte und Repräsentanten des neuen irakischen Staates fort.

Das Hisbollah-Mitglied Jabar stand auf der Liste der 228 Kandidaten, die das neue Bündnis schiitischer Parteien, die Vereinigte Irakische Allianz, aufgestellt hat. Er und zwei weitere Hisbollah-Mitglieder waren am Donnerstagabend im Norden Bagdads von bewaffneten Motorradfahrern erschossen worden. Ein vierter Mann wurde bei dem Überfall schwer verletzt.

Autobombe in Mossul

Am Samstag kostete ein Autobombenanschlag auf einen US-Militärkonvoi in Mossul einen einheimischen Zivilisten das Leben, wie Augenzeugen berichteten. In Bagdad wurde nach Polizeiangaben ein schiitischer Geistlicher in der Nähe seines Hauses erschossen. Am Vorabend waren bei einem Überfall auf eine irakische Polizeipatrouille im Norden der Hauptstadt zwei Beamte getötet und zwei weitere verletzt worden. Samstag Früh geriet außerdem ein Bus mit Angestellten des Bildungsministeriums unter Beschuss. Fünf Insassen mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie ein Sanitäter mitteilte.

Bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug in der südirakischen Stadt Basra wurde ein Beamter verletzt. In Samarra kostete ein Granatenangriff am Freitagabend einen Autofahrer das Leben. In Bakuba nördlich von Bagdad wurden am Samstagmorgen 30 Iraker festgenommen, nachdem in der Nacht eine Polizeiwache mit Granaten und Raketen beschossen worden war.

Rebellen sollen sich in Krankenhaus verschanzen

Nach einem Gefecht in der Rebellenhochburg Ramadi warfen die US-Streitkräfte Aufständischen vor, sich in einem Krankenhaus und der dazugehörigen medizinischen Hochschule versteckt und die Soldaten von dort aus beschossen zu haben. Die US-Truppen erlitten nach Angaben von Militärsprecher Bradley Gordon keine Verluste. Der Dekan der Medizinischen Hochschule und ein Vertreter des Krankenhauses wiesen die Vorwürfe zurück. Die Gefechte hätten außerhalb der Gebäude stattgefunden.

Aus den Fördergebieten im Nordirak wurde am Samstag nach einem Monat Unterbrechung erstmals wieder Öl exportiert, wie das staatliche Unternehmen Northern Oil mitteilte. Die Hauptpipeline zwischen Kirkuk und dem türkischen Hafen Ceyhan war vor einem Monat durch einen Anschlag stillgelegt worden. Täglich sollen nun 500.000 Barrel Rohöl durch die Leitung fließen. Auf Grund von Sabotageakten und Anschlägen auf die Ölindustrie entgingen dem Irak nach Regierungsangaben zwischen August und Oktober mehr als fünf Milliarden Euro mögliche Einnahmen.

Nach einem umstrittenen Einsatz im von den US-Truppen kontrollierten Sektor kehrten am Samstag die ersten britischen Soldaten wieder in ihr Hauptquartier im Südirak zurück. Insgesamt 850 Briten waren Anfang November zur Unterstützung der US-Streitkräfte in das so genannte sunnitische Dreieck verlegt worden, damit sich die amerikanischen Truppen ganz auf den Kampf um die Rebellenhochburg Falluja konzentrieren konnten. In der britischen Öffentlichkeit war der Einsatz, der fünf britische Soldaten das Leben kostete, äußerst umstritten. (APA/AP)