Jerusalem - Der Fatah-Politiker Marwan Barghuti will einem Radiobericht zufolge nun offenbar doch nicht bei der palästinensischen Präsidentschaftswahl am 9. Jänner kandidieren. Barghuti werde seine Entscheidung im Laufe des Tages offiziell bekannt geben, berichtete der israelische Rundfunk am Samstag unter Berufung auf Palästinenserkreise. Der Fatah-Politiker habe sich nach einem Treffen mit seiner Frau Fadwa und dem Abgeordneten Talab al Saneh am Freitag gegen eine Kandidatur entschieden.

Barghuti habe seinen Schritt aber mit Forderungen an den offiziellen Fatah-Kandidaten, PLO-Chef Mahmud Abbas, verknüpft, berichtete das Radio weiter. Abbas soll sich vor allem um eine Lösung des Problems palästinensischer Flüchtlinge kümmern und sich dafür einsetzen, dass der von Israel besetzte Ostteil Jerusalems Hauptstadt eines künftigen Palästinenserstaats werde. Nach einem Treffen mit Barghuti am Freitagabend sagte dagegen ein Mitglied des Fatah-Revolutionsrates, Ahmed Ghuneim, der zugleich auch Wahlkampf-Mitarbeiter Barghutis ist, der 45-Jährige habe "nichts an seinen Plänen geändert".

Spaltung befürchtet

Der palästinensische Außenminister Nabil Shaath hatte den populären Fatah-Politiker am vergangenen Freitag aufgefordert, seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl zurückzuziehen und stattdessen Abbas zu unterstützen. Der in Israel inhaftierte Barghuti hatte über seine Frau zuvor überraschend und in letzter Minute seine Kandidatur für die Wahl eingereicht. Er wollte als unabhängiger Kandidat gegen Abbas um die Nachfolge des verstorbenen Yasser Arafat antreten. Die Fatah befürchtet deswegen eine Spaltung der Bewegung.

Israelische Grenzsoldaten nahmen am Freitag den Präsidentschaftskandidaten der ehemals kommunistischen Volkspartei, Bassam al Salhi, fest. Salhi sei an der Straßensperre von al Ram bei Jerusalem im Westjordanland die Durchfahrt verweigert worden, hieß es in einer Erklärung der Partei. Er sei "angegriffen und geschlagen" worden. Ein Sprecher der israelischen Polizei sagte der Nachrichtenagentur AFP, Salhi habe keine Passiererlaubnis gehabt. Nachdem er einen Polizeibeamten geschlagen habe, sei er festgenommen worden. (APA)