Ob am Sonntagmorgen als Gast in Claudia Stöckls "Frühstück bei mir" auf Ö3 im ORF-Radio oder am Abend im Fernsehen ("Offen gesagt"): Strasser, der vergangenen Freitag nicht mehr auf der Regierungsbank im Parlament Platz nehmen wollte, genoss seinen Abgang als Bad in der Öffentlichkeit. Dabei hinterließ er nicht den Eindruck, als wäre sein abschließender Schritt von großen Zweifeln an der Richtigkeit seiner Politik bestimmt gewesen. Vielmehr plauderte er sich charmant in den Status des Privatiers, der sich in einer sechsmonatigen Nachdenkpause auf eine Herausforderung in der Privatwirtschaft vorbereiten wird - freilich ohne zu sagen, worin die konkret bestehen wird. Ob in der Voest, bei Raiffeisen oder seinem ehemaligen Arbeitgeber Umdasch - Strasser überhörte diese Fragen geflissentlich und erzählte stattdessen lieber, dass er sich ein Auto angeschafft habe, ein Saxofon soll folgen, und dass er im alten Büro noch persönliche Andenken abholen wolle, ehe diese Tür endgültig geschlossen wird.
Mit seinen politischen Mitstreitern und Gegnern ging der Exinnenminister nachträglich milde um. Über Wolfgang Schüssel - kein böses Wort, mit dem Kanzler sei er nicht erst am vorletzten Tag seiner Amtszeit "im Gespräch" über sein Ausscheiden gewesen. Zum kritischen Nachruf des ehemaligen Generals der Wiener Sicherheitswache, Franz Schnabl, ein förmliches Versöhnungsangebot: Wenn Schnabl etwas Gutes über ihn zu sagen gehabt hätte, hätte er, Strasser, etwas falsch gemacht: "Das ist normal, das soll man ihm nicht verübeln."