Wien - "Wenn sich jemand als Lobbyist bezeichnet, weist er sich als Dilettant aus." Klaus Kocks, geschäftsführender Gesellschafter der Cato Sozietät für Kommunikationsberatung läutete die erste Runde der von STANDARD-Redakteurin Karin Tzschentke moderierten Podiumsdiskussion im Rahmen der STANDARD-Standpunkte am vergangenen Dienstag im Wiener Gewerbehaus der Wirtschaftskammer nicht wenig polemisch ein.

"Natürlich mache ich Lobbyismus, nachhaltigen sogar, aber zugeben würde ich das nie", forderte Kocks Markus Schindler, seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter der Pleon Publico Wien, heraus. "Wenn dem so ist", schoss sich dieser auf den die gesamte Diskussion anhaltenden - tendenziell eitlen - Ton ein, "dann bin ich der Erste und Größte unter Ihnen."

Schindler nämlich trägt die Bezeichnung des Lobbyisten seit 1995 - dem Kommunikativen Rechnung tragend - auf seiner Visitenkarte.

Er bemühte sich redlich PR fürs Lobbying zu betreiben, das in Schieflage geratene Berufsbild aus der so genannten "Schmuddelecke" zu holen. Das mag zwar in einem kleinen Land wie Österreich, wo sich das Verhältnis von freiem und institutionalisiertem Lobbying etwa 20 zu 80 darstellt, als Möglichkeit verstanden werden, Markt zu schaffen, brachte jedoch dem kundigen Publikum keineswegs die Unterscheidung in der Methodik beider Disziplinen näher.

Zumindest bei der Zielsetzung herrschte Einigkeit - Markus Schindler, frei nach Max Weber: "Lobbying ist das Durchsetzen von Interessen gegen den Widerstand anderer."

Freilich bediene man sich dabei auch strategischer Kommunikationsmethoden, also der PR, so Schindler weiter. Welche das sind und wie genau diese anzuwenden seien, blieb vermutlich zugunsten der Sicherung eigener Marktanteile indes verborgen. "Schließlich bieten wir strategische Kommunikation für unterschiedliche Zielgruppen an, und die Methoden werden eben von diesen Zielgruppen definiert", versuchte Kocks aus der Praxis-Sackgasse zu führen, denn letztlich würde der Erfolg entscheidend vom Grad der Diskretion abhängen, sagt er.

Einigkeit herrschte letztlich auch bezüglich Zukunftsfrage des Berufsbildes Lobbyist: In jedem Fall würde jeder, der bei anhaltend steigender Wettbewerbsintensität und enorm hohem Professionalisierungsgrad am Markt teilnehmen wolle, auch längerfristig gesehen auf Lobbying angewiesen sein. (Der Standard, Printausgabe 11./12.12.2004)